09.03.2011 - 7.6 Ergebnisse des Prüfauftrages zur Lage und den P...
Grunddaten
- TOP:
- Ö 7.6
- Datum:
- Mi., 09.03.2011
- Status:
- öffentlich (Sitzung abgeschlossen)
- Uhrzeit:
- 18:00
- Anlass:
- Sitzung
- Beratung:
- öffentlich
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage der Verwaltung
- Federführend:
- Import
Beratung
Zu TOP:
7.6.
Ergebnisse des Prüfauftrages zur Lage und den Perspektiven der
Theater Vorpommern GmbH
Herr Westphal stellt die Ergebnisse des Prüfauftrages zu den
Perspektiven des Theaters Vorpommerns vor. Neben einer
Orchesterreform wurde geprüft, welche Möglichkeiten noch bestünden,
um Einsparungen zu erzielen, damit man zukünftig mit den
zugewiesenen FAG-Mitteln lebensfähig bliebe. Dabei wurde geprüft,
welche Auswirkungen Spartenverkleinerungen, Spartenschließungen
und eine Orchesterfusion hätten, damit das Theater im
Kooperationsraum westlich der A9 handlungsfähig bliebe. Rechtlich sei
auch die Option möglich, ein Mehrspartenhaus mit einem
Einspartenhaus zu verbinden, allerdings wäre dies inhaltlich
keineswegs sinnvoll. Auch eine Spartenschließung würde nicht der
Sache dienen. Deshalb überlegt man nun, neue Kooperationen mit
anderen Häusern einzugehen. Die Gespräche mit dem Volkstheater
Rostock wurden derzeit auf Eis gelegt, da das Theater dort momentan
ganz andere Sorgen hätte. Allerdings wird das Theater nach wie vor als
möglicher Kooperationspartner erachtet. Es haben auch Gespräche mit
der Orchester GmbH Neubrandenburg & Neustrelitz stattgefunden. Da
die beiden sich indes intern verworfen haben, wurden die Gespräche
nicht mehr weitergeführt. Man überlegt jedoch, ob man die Gespräche,
nun da die beiden zu einer Einigung gekommen zu sein scheinen,
wieder aufnimmt. Das Anklamer Theater hat andere Tarife als
Greifswald, und führt bspw. keine Haustarifverträge. Das Überleben des
Theaters ist nicht mit einer Einzelmaßnahme machbar.
Herr Pegel fragt nach, welche Variante man denn nun zur Rettung des
Theaters Vorpommern vorschlägt. Wie können Einsparungen
vorgenommen werden. Muss man mit Entlassungen und einem
Personalabbau rechnen? Was genau ist der Gegenstand des
Prüfberichtes?
Daraufhin antwortet Herr Westphal, dass es nur eine Sparte gibt, mit
welcher sich eine Lösung herbeiführen ließe. Dies wäre bspw. mit einer
Spartenverkleinerung möglich. Würde man das Orchester verkleinern,
wäre ein eigenständiges Überleben des Theaters Vorpommern nur bis
2017 und nicht bis 2020 möglich. Ein gebündelter Personalabbau wird
dennoch vonnöten sein. Bei der Beratung in Sachen Personalabbau ist
Sachverstand wichtig, um zu wissen, wie viele Leute man mindestens in
einer Sparte braucht, um dennoch lebensfähig zu bleiben.
Variante 18 (Prüfbericht, S. 11) legt dar, in welchen Größenordnungen
man Personalabbau betreiben könnte, um eine lebensfähige Lösung
und Eigenständigkeit für die Theater Vorpommern GmbH zu erwirken.
Zurzeit besteht kaum die Möglichkeit, durch den Haustarifvertrag eine
vernünftige Personalpolitik zu betreiben. Für einen künstlerischen
Betrieb sei dies eher suboptimal. Die Stellenzahl soll festgelegt und
eingefroren werden. Dabei sind Eigenkündigungen bereits
berücksichtigt worden. Des weiteren gäbe es Probleme bei der natürlichen Fluktuation. Man hofft, dass auch die anderen
Gesellschafter dieses Ansinnen mit Wohlwollen begleiten.
Herr Pegel fragt nach: Wäre im 1. Jahr eine Unterstützung vonnöten,
um die Variante entsprechend umsetzen zu können? Herr Westphal
antwortet: Von Seiten Stralsunds und Greifswalds wäre ein höherer
Bedarf in Höhe von 470.000 € einzuplanen. Fernerhin müssten auch
Abfindungen ausgezahlt werden. Erst danach sei mit einer jährlichen
Abschmelzung der Kosten zu rechnen.
Zur Umsetzung der Variante ist ein gewisser finanzieller
Überbrückungsteil notwendig. Dies indes müsse der politische Raum
entscheiden.
Frau Berger fragt nach, wie sich das Verhältnis Technik - Künstler
zusammensetzt. Warum kommt in Greifswald auf jeden Künstler auch
jeweils ein Techniker? Meistens, so äußert sie, sind doch laut
Bühnenverein mehr Künstler als Techniker und Verwaltung in einem
Theater vertreten.
Herr Westphal beantwortet die Frage: wenn man künstlerische
Leistungen kürzt, sind zunächst in der Tat Kürzungen bei der Technik
möglich, aber diese Möglichkeiten sind bereits jetzt ausgeschöpft.
Andernfalls wäre dann bspw. kein Bühnenbild mehr möglich. Ein
Mehrspartenhaus, was in Deutschland mittlerweile ungewöhnlich ist,
braucht auch mehr technisches Personal.
Frau Dr. Fassbinder fragt, ob es eine Aufschlüsselung gebe, wer in der
Verwaltung und wer in der Technik tätig sei, um sehen zu können,
inwieweit es da noch Einsparpotential gebe.
Herr Multhauf wendet ein und erklärt, warum er dieser Beschlußvorlage
nicht zustimmen kann. Der Bericht entspricht nicht dem Auftrag, da kein
künstlerisches Konzept vorliege. Es sollten Haustarifverhandlungen
vorgenommen werden. Mit dem Bühnenverein allein Absprachen und
Beratungen vorzunehmen, wird so nicht gehen. Die Beschlußvorlage
sprach nie von Kürzungen und Entlassungen. Hier nimmt Herr Multhauf
auch Bezug zu den Entlassungen von Prof. Nekovar und Herrn Dr.
Ickrath. Seines Ermessens sei die vorgelegte Vorlage ein Witz. Die
Option mit Anklam sei ein Scheingefecht. Manche Positionen sind
widersprüchlich, das habe gleichermaßen Herr Prof. Dr. Matschke
bestätigt.
20:58 Uhr
Frau Gliem verlässt entschuldigt die Sitzung
Herr Multhauf erwähnt den Rubenowsaal, für den seitens des Theaters
viel zu viel Geld ausgegeben wird. Gleiches gilt für den Gustav-Adolf-
Saal im Stralsunder Theater. Auch da werde viel zu viel Geld für die
Nutzung des Saales gezahlt. Nach Einschätzung von Herrn Multhauf
werden die Zahlen bewusst oder unbewußt falsch dargestellt. Kosten
werden verschleiert. Er bezweifelt die Annahme gleichbleibender
Einnahmen trotz angedachter Kürzungsmaßnahmen. Allerdings würden
bereits jetzt die Einnahmenn drastisch zurückgehen. Es handelt sich bei
dem vorgelegten Konzept um eine Selbstausbeutungsvariante. Dies hätte auch Herr Prof. Matschke bekräftigt. All dies sei für Herrn
Multhauf eine Alibi-Veranstaltung: die weißen Fahnen in Richtung
Schwerin seien doch bereits längst gehisst worden. Keiner scheint sich
zu rühren, nur das Theater. Eigentlich sei das ganze Papier ein Schritt
zur Beerdigung des Theaters.
Daraufhin entgegnet Herr Westphal, dass dieses Papier doch aus der
Verwaltung käme. Der Inhalt sei in Abstimmung mit der Verwaltung und
der Bürgerschaft erarbeitet worden.
Dann liefert Herr Westphal Zahlen, um zu belegen, dass die Auslastung
des Theaters keinesfalls schlechter geworden sei. Von September 2009
bis Februar 2010 gab es im Rahmen der Eigenproduktionen 244
Vorstellungen mit 43600 Besuchern und 458.000 € Einnahmen. Von
September 2010 bis Februar 2011 gab es 216 Veranstaltungen, die
40644 Besucher anzogen und 464.000 € Einnahmen erbrachten. Die
Zahlen sind also trotz des Geschäftsführerwechsels konstant geblieben.
Die guten Ergebnisse werden überhaupt nur dank der Mitarbeiter und
nicht ausschließlich dank der Geschäftsführer eingefahren. Auch lässt
sich nicht nachweisen, dass die derzeitige Situation einen erhöhten
Krankenstand erwirkt hat. Manche Stücke lassen sich nicht schnell bei
Hauptrollen durch andere Schauspieler ersetzen. Des weiteren gilt zu
bedenken, dass Ersatzschauspieler auch zusätzliches Geld kosten.
Herr Westphal meint, dass Herr Multhauf Daten aus dem
Wirtschaftsplan erwähnt habe. Ihm stellt sich daher die Frage, inwiefern
in einer Ausschusssitzung dazu Stellung genommen werden soll.
Schließlich sind diese nur für Bürgerschaftsmitglieder und nicht für die
Öffentlichkeit. Allerdings stimmt Herr Westphal Herrn Multhauf insofern
zu, dass in dem Prüfauftrag wenig zu dem künstlerischen Konzept
gesagt wird. Man müsse sagen, was mit wenig auf die Bühne zu
bringen sei und inwieweit dies werkabhängig sei. 30 Musiker würden
ein Grabenorchester ausmachen. Was würde dies indes kosten?
Oldenburg bspw. arbeitet mit einem D-Orchester, in dem 24 Musiker
angestellt sind. Allerdings hat Oldenburg ein Gesamtbudget von 1,3
Millionen € für Gastmusiker zu Verfügung, während Greifswald jedoch
nur über 300.000 € verfügt. Das Theater steht weiterhin in engem
Kontakt mit Herrn Bloch, dem ehemaligen Intendanten des Theaters,
der die Geschäftsführer berät und Empfehlungen gibt. In Bezug auf die
Kritik an die Nutzung der Stadthalle erinnert Herr Westpfahl, dass der
Kaisersaal im Gegensatz zum Rubenowsaal keine Spielstätte des
Theaters sei, sondern lediglich vom Theater bewirtschaftet wird.
Einnahmen aus einem gemeinnützigen Betrieb, welches das Theater
Vorpommern ist, dürfen dafür nicht genutzt werden. Die steuerliche
Abgrenzung zum Rubenowsaal ist beim Finanzamt geklärt worden.
Fernerhin erzeugt die Bewirtschaftung der Stadthalle keine weiteren
Kosten. In Bezug auf die Kritik zum Gustav-Adolf-Saal in HST muss,
laut Herrn Westpfahl, klargestellt werden, dass dieser keine Miete
kostet, sondern einfach nur enorme Betriebskosten verursacht. Es ist
ein separater Saal in der Jakobikirche in HST, der in keinem Vergleich
zum Greifswalder Rubenowsaal steht.
Frau Witt fragt, in welcher Form die Mitarbeiter und der Personalrat in den Prüfbericht miteinbezogen worden sind. Seit 1998 ist dem Theater
viel abverlangt worden. Gab es seitdem in irgendeiner Form
Gehaltserhöhungen?
Herr Westphal antwortet daraufhin, dass frühzeitig Abstimmungen mit
dem Betriebsrat geschaffen wurden. Diese waren dankbar, dass man
auf sie zukam und meinten, dass sie nun endlich wüssten, woran sie
sind. Auch mit den Gewerkschaften haben Gespräche stattgefunden.
Seit 17 Jahren erhalte das Theater gedeckelte Zuschüsse, weshalb es
nicht möglich war, Gehaltserhöhungen zu gewähren.
Herr Dembski äußert sich noch einmal zu den mgl. Kooperationen.
Beide Partner erweisen sich momentan als schwierig. Seinerzeit war
Rostock der bessere Partner, da die Verhandlungen substantieller
gewesen seien. Neubrandenburg und Neustrelitz waren eine Option,
aber dann viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen. Es gebe 3
Möglichkeiten: Variante 7, Variante 10 oder die Schließung des
Orchesters. Deshalb hat man auch Gespräche mit dem Betriebsrat
geführt. Bei den Gewerkschaften haben bisher nur mit den
künstlerischen Gewerkschaften Gespräche mit den Gesellschaftern
stattgefunden. Eine Vertreterin der künstlerischen Gewerkschaft hielt
für diskussionsfähig, keinen Kündigungsschutz, sondern einen
Stellenschutz zu vereinbaren.
Herr Dembski äußert, dass man natürlich auch beschließen könnte, gar
nichts zu tun, dann wäre eine Insolvenz die Folge. Für ihn seien die
Varianten 7 & 10 die einzig denkbaren Varianten. Es gebe keine reine
ultimative Variante, da alles auf Berechnungen beruhe. Jeder €, der
gerettet werden könne, würde dem Theater zur Verfügung stehen.
Herr Westphal erklärt vor diesem Hintergrund noch einmal die
Sinnhaftigkeit der UG-Gründung. Die FAG-Anteile aus Anklam hätte
sonst ein anderes Theater erhalten, wenn HGW sich nicht mit Anklam
zusammengeschlossen hätte. Sein Plädoyer lautet, wenn man das
Theater Vorpommern am Leben erhalten will, dann sollte man vereint
zusammen halten, um mit Entschlossenheit die Sicherung des Hauses
zu erwirken.
Frau Kropidlowski fragt nach der Stelle des Theaterpädogen, den sie
als unheimlich wichtig erachtet. Muss man nach dem jetzigen Stand des
Prüfauftrages davon ausgehen, dass es keine Theaterpädagogen mehr
geben wird? Herr Westpfahl antwortet daraufhin, dass man sich derzeit
bemüht, über Fördergelder Stellen zu schaffen. Er weiß um die
Bedeutung und wichtige Rolle der Theaterpädagogin, weshalb er alle
Anstrengungen unternimmt, über Drittmittel die Stelle des
Theaterpädagogen wieder besetzen zu können.
Abstimmungsergebnis: 8/3/0
> Da Herr Jesse befangen ist, hat er an der Abstimmung und Diskussion nicht
teilgenommen.
21.44 Uhr
Herr Westpfahl verlässt entschuldigt die Sitzung