Beschlussvorlage der Verwaltung - 05/238

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Bürgerschaft beschließt:

Das sportliche Angebot des Ringervereins Greifswald mit der Vereinssparte Mixed Martial Arts (MMA) wird ausdrücklich als Erweiterung des breiten Sportangebots in Greifswald begrüßt. Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald sieht darin eine Sportart, die sich wesentlich von den gewaltverherrlichenden Inszenierungen unterscheidet, die Gegenstand der Beschlussfassung des Landtages von Mecklenburg-Vorpommern vom 04.11.2008 zur Drucksache 5/2916 gewesen sind. Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald steht nicht in Opposition zu dieser Beschlussfassung, teilt vielmehr die Ansicht des Landtages, nimmt jedoch im konkreten Fall des Greifswalder Ringervereins eine differenzierte Betrachtung vor.

 

 

 


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Sachdarstellung

Der Ringerverein Greifswald hat sein Sportangebot um die Vereinssparte Mixed Martial Arts (MMA) erweitert. Diese Sportart existiert in Deutschland seit mehr als einem Jahrzehnt und vereint verschiedene Kampfsportarten wie u.a. Ringen, Boxen und Judo.

Dieser Sport ist ein Vollkontaktsport – wie andere Sportarten auch – und wird in Greifswald durch eine Vielzahl von Sportlerinnen und Sportler ehrenamtlich ausgeübt. Der Greifswalder Ringerverein ist Mitglied des größten deutschen Dachverbandes für diese Sportart und wendet dessen Sportregularien an. Die Aktiven des Greifswalder Ringervereins nehmen am Wettkampfbetrieb teil.

Eine Abart dieser Sportart ist unter dem Begriff „Ultimate Fight“ oder „Extreme Fighting“ in den vergangenen beiden Jahren in die öffentliche Kritik geraten, weil ein US-amerikanischer „Sportunterhalter“ mit professionellen Kämpfern und „Kampfshows“ auf dem deutschen Markt Fuß fassen wollte. Dieser warb für sein Angebot mit besonderer Brutalität, Hemmungslosigkeit der Kämpfenden und weitgehender Regellosigkeit der Kampfausübung. Hierauf basierend wurden „Kampfshows“ dieses Anbieters wiederholt in größeren Städten mit den Mitteln des Ordnungsrechts untersagt.

Der Landtag Mecklenburg-Vorpommern hat in seinem Beschluss vom 04.11.2009 (Drucksache 5/2916) ein solches Vorgehen auch im Falle solcher Veranstaltungsbemühungen in Mecklenburg-Vorpommern vom Innenministerium und den Kommunen eingefordert, ohne dass der Beschluss hinreichend deutlich zwischen den kommerziellen, gewaltverherrlichenden Inszenierungen des „Ultimate Fight“ bzw. „Extreme Fight“ und der von den ehrenamtlichen Sportlerinnen und Sportlern, beispielsweise dem Ringerverein Greifswald, ausgeübten Kampfsportart differenziert.

Der Ringerverein und seine Vereinssparte MMA haben – besorgt, dass dieser Landtagsbeschluss auch sie erfassen könnte – den Sportausschuss und die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald um Unterstützung für dieses weitere Sportangebot gebeten. Der Sportausschuss hat zu diesem Zweck seine März-Sitzung beim Greifswalder Ringerverein durchgeführt und dort das Problem mit dem Vereinsvorstand in Anwesenheit von nahezu 100 Vereinsmitgliedern erörtert. Es wurde durch den Vereinsvorstand und die anwesenden Vereinsmitglieder verdeutlicht, dass die Vermarktungsbemühungen des US-amerikanischen „Sportunterhalters“ das Verständnis des Greifswalder Ringervereins vom sportlichen Wettstreit der MMA-Sportlerinnen und –Sportler nicht widerspiegeln. Der Verein verwahrt sich gegen das Werben mit Regellosigkeit und besonderer Brutalität, sondern verweist auf die bestehenden Regelwerke. Er verweist zudem auf die Vorhaltungen, dass der Wettstreit auch am Boden geführt werden kann, auf die Elemente aus dem Ringen, die eben gerade Bodenelemente mit sich bringen. Der Sport lebt nach den Darstellungen des Ringvereins gerade auch vom Respekt vor dem Wettkampfgegner und dem sportlichen Geist der unterschiedlichen in MMA eingeflossenen Kampfsportarten.

Mitglieder des Sportausschusses konnten sich hiervon auf der am 03.04.2010 von Mitgliedern des Ringerverein Greifswald durchgeführten Veranstaltung „1. Greifswalder Fight-Night“ in der Mehrzweckhalle Schönwalde überzeugen. Diese war mit Aktiven aus verschiedenen Teilen des Bundesgebietes und aus Polen besetzt, sehr gut von Zuschauern besucht und hat sowohl hinsichtlich des Publikums, als auch der Aktiven keinen anderen Eindruck als den einer rein sportlichen Veranstaltung hinterlassen. Gerade das Regelbewusstsein der Aktiven und deren sehr sportliches Verhalten untereinander haben deutlich gemacht, dass eine solche Veranstaltung nicht mit den „Kampfshows“ kommerzieller Veranstalter gleichgesetzt werden darf. Ebenso kann auch das Publikum, welches einen Querschnitt der Greifswalder Bevölkerung dargestellt hat, nur als außerordentlich fair und interessiert bezeichnet werden und hatte mit einer „johlenden Menge“ – wie sie dem Beschluss des Landtages vor Augen gestanden hat – noch nicht einmal ansatzweise etwas gemein. Dies spiegelt auch die Berichterstattung der Greifswalder Ostseezeitung wider, die durchgängig positiv berichtet und den sportlichen Charakter der Veranstaltung in ihrem Bericht deutlich hervorhebt (Artikel in der OZ vom 09.04.2010 anliegend).

Mehrere Mitglieder der Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald haben darüber hinaus ein Training der MMA-Sparte des Greifswalder Ringervereins am 16.04.2010 besucht und sich auch bei diesem Anlass von dem sportlichen Verhalten der Aktiven überzeugen können.

Die Greifswalder Ringer bieten vielen – v.a. jungen sportlich Aktiven – eine Heimstatt für das Training und die Wettkampfausübung des MMA. Sie geben die Möglichkeit sinnvoller und von sportlichen Idealen geprägter Ausübung dieser olympischen „Ur-Disziplin“ durch ehrenamtliche Sportlerinnen und Sportler und haben mit der durch rein kommerzielle Interessen geleiteten US-amerikanischen „Sport- und Unterhaltungsindustrie“ nichts gemein, weshalb das Bedürfnis zu differenzierter Betrachtung ihres sportlichen Aktivendaseins Unterstützung verdient. Diese Erweiterung der sportlichen Betätigungsmöglichkeiten in Greifswald sollte die Wertschätzung der Bürgerschaft erfahren.

 

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Beschlüsse

Erweitern

27.04.2010 - Ausschuss für Sport

Erweitern

03.05.2010 - Hauptausschuss (HA)

Erweitern

17.05.2010 - Bürgerschaft (BS)