Beschlussvorlage der Verwaltung - 05/410

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Bürgerschaft beschließt das fortgeschriebene Leitbild „Greifswald: Regional verankert- international vernetzt“ und nimmt den Abschlußbericht der Prognos AG zur Kenntnis.

 

 

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Sachdarstellung

1. Ausgangssituation

 

Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald verfügt seit 1999 über ein Leitbild. Es bildet die Grundlage für die gesamtstädtische Entwicklung und benennt die wichtigsten Handlungsfelder und Stadtentwicklungsziele.


Das Leitbild wurde unter Federführung des Geografischen Instituts der Ernst-Moritz-Arndt Universität Greifswald erarbeitet und im Ergebnis eines umfänglichen Beteiligungsverfahrens von der Bürgerschaft beschlossen. Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald war damit die erste kreisfreie Stadt in Mecklenburg Vorpommern, die sich ein Leitbild gab.

 

In Umsetzung dieses Bürgerschaftsbeschlusses wurde das Stadtmarketing-Projekt mit der Gründung von sechs Arbeitskreisen und dem Stadtmarketing-Beirat beim Oberbürgermeister eingerichtet.

Ziel des Stadtmarketing- Projektes ist es, die Stärken und Chancen der Stadt deutlich zu machen, auszubauen und mit konkreten Maßnahmen umzusetzen. Dabei wird Stadtmarketing als eine Form der Steuerung der Stadtentwicklung mit Bürgerbeteiligung verstanden.

Die Arbeitskreise leiten ihre Tätigkeit aus den Handlungsfeldern des Leitbildes ab. Sie bringen über die Ausschüsse der Bürgerschaft Themen in die politische Beratung ein. Die Mitarbeit im Stadtmarketing-Projekt ist freiwillig und ehrenamtlich. Die Verwaltung begeleitet und unterstützt die Arbeitskreise.

Die Vorsitzenden der Arbeitskreise bilden den Stadtmarketing-Beirat beim Oberbürgermeister.

 

Bereits 2008 empfahl der Stadtmarketing-Beirat mit Blick auf das 10jährige Bestehen des Leitbildes einen inhaltlichen Abgleich mit den bisher erreichten Ergebnissen. Zugleich sollten das Leitbild und die Handlungsfelder an veränderte Rahmenbedingungen und aktuelle Zukunftstrends angepasst werden. Für die Fortschreibung schlug der Beirat die Zusammenarbeit mit einem kompetenten Partner vor.

Es wurde angeregt, keine Neufassung des Leitbildes vorzunehmen, sondern das Stadtmarketing-Projekt einschließlich der Arbeitskreistätigkeit zu bewerten, eine Bilanz über die wichtigsten Ergebnisse der Stadtentwicklung in den einzelnen Handlungsfeldern zu ziehen, die Handlungsfelder auf inhaltliche Aktualität und Zukunftsfähigkeit zu prüfen sowie diese mit Unterzielen zu ergänzen und zu präzisieren.

Andere Städte in Mecklenburg-Vorpommern, wie Schwerin und Stralsund, befassten sich zu gleicher Zeit erstmalig mit Leitbildprozessen.

 

 

2. Fortschreibungsverfahren

 

Mit der Fortschreibung wurde im April 2009 begonnen. Im Ergebnis einer Ausschreibung wurde die Beratungsfirma Prognos AG Berlin mit der Federführung beauftragt.

 

Der Fortschreibungsprozess wurde durch den Stadtmarketing-Beirat und den Hauptausschuss als Steuerungs- und Lenkungsgremium begleitet.  Die in der Ausschreibung vorgegebene Einbindung des Geographischen Instituts der Ernst-Moritz-Arndt-Universität kam auch nach wiederholten Kontaktaufnahmen durch die Prognos AG nicht zustande.

Vertreter der Prognos AG erläuterten das Gesamtprojekt sowohl inhaltlich als auch vom zeitlichen Ablauf im Hauptausschuss am 11.05.2009.

 

Die Auftaktveranstaltung „Zukunftsstrategie Greifswald“ am 21.10.2009 mit 170 interessierten Teilnehmern war der Beginn des öffentlichen Beteiligungsverfahrens. In darauf folgenden Befragungen, Expertengesprächen, einer Workshopreihe und diversen Einzelgesprächen mit Akteuren aus Greifswald und der Region konnten Vorschläge, Ideen, Kritiken und Anregungen für die Leitbildfortschreibung gesammelt werden. Knapp 200 Kurzfragebögen von Bürgern wurden ausgewertet.

Zudem beteiligten sich rund 100 Experten aus Politik, Wirtschaft, Bildung, Kultur, Jugend, Sport, Soziales und Tourismus an der Diskussion über das fortzuschreibende Leitbild. Zu diesen Experten gehörten u.a. Vertreter aller wichtigen Einrichtungen der Stadt, die Vorsitzenden der Stadtmarketingarbeitskreise sowie Vertreter der Fraktionen in der Bürgerschaft.

 

Einwohnerinnen und Einwohner, die sich mit Meinungen, Vorschlägen und Ideen in den Prozess zur Fortschreibung des Leitbildes einbringen wollten, konnten dies bis zum März 2010 direkt über eine gesondert von Prognos eingerichtete Mail-Adresse tun, was aber kaum in Anspruch genommen wurde. Darüber hinaus wurde im Stadtblatt und auf der städtischen Homepage ständig über den Fortschreibungsprozess informiert.

 

Zum ersten Fach- Workshop zur Thematik „Wirtschaft und Bildung“ trafen sich im Januar 2010 im Technologiezentrum Vorpommern 30 Teilnehmer und diskutieren über zukünftige wirtschafts- und bildungspolitische Aufgaben. Abgeleitet aus deutschlandweiten Entwicklungstrends wurden Vorschläge für strategische Handlungsfelder, wie Fachkräftesicherung, Erhalt und Ausbau von Wissenschaftseinrichtungen, weitere Existenzgründungen, Sicherung der  weichen Standortfaktoren, Technologieorientierung sowie Lebenslanges Lernen formuliert. 

 

Der zweite Fach- Workshop, der im Februar im Soziokulturellen Zentrum St. Spiritus stattfand, stand unter der Thematik „Lebensqualität“ mit den Schwerpunkten „Kultur, Gesundheit, Wohnen, Freizeit“. Hier erarbeiteten ebenfalls 30 Vertreter aus Kultureinrichtungen, Sozial- und Gesundheitszentren, Sportvereinen sowie Wohnungsunternehmen Vorschläge zur Weiterentwicklung der Lebensqualität in Greifswald. Greifswald als „Kulturelles Zentrum der Region Vorpommern“ mit der kulturellen Vielfalt und Einzigartigkeit erhalten, die internationale Positionierung als Stadt Caspar David Friedrichs noch mehr herausstellen, Kinderfreundlichkeit verbessern, Integration und Vernetzung der Freizeitangebote in der Stadt für alle Bürger ermöglichen, generationsübergreifendes integriertes Wohnen mit Wohnkultur sowie eine vitale Innenstadt- das waren nur einige Zielstellungen für Greifswalds künftige Ausrichtung im Leitbild.

 

Gleichfalls im Februar fand der dritte Fachworkshop unter der Überschrift „Greifswald als regionales Zentrum“ statt. Daran nahmen neben Bürgerschaftsmitgliedern auch Vertreter des Amtes Landhagen, des Amtes Miltzow, des Landkreises Ostvorpommern sowie des Amtes für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern, der Verkehrsbetriebe Greifswald-Land, der IHK zu Neubrandenburg, der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern sowie des Regionalen Fremdenverkehrsverbandes Vorpommern teil.

Die Experten stellten heraus, dass Greifswald das Oberzentrum der Region ist und auch bleiben wird. Darüber hinaus können viele Schwerpunkte nur gemeinsam mit dem Umland und der Region Vorpommern bewältigt werden. Als Beispiele wurden der Tourismus in der Region, Umwelt- und Klimaschutz sowie die regionale Verkehrsanbindung genannt. Weiterhin wurden die Zusammenarbeit im Ostseeraum sowie die überregionale und internationale Vernetzung als künftige strategische Aufgaben diskutiert. 

 

Die Fülle der Themen, Vorschläge und Anregungen aus den Fachworkshops und den Gesprächen war so groß, dass die Auswertung nicht in dem ursprünglich vorgegebenen Zeitrahmen umgesetzt werden konnte. Die öffentliche Vorstellung des Abschlussberichtes musste daher auf das 2. Halbjahr 2010 verschoben werden.

 

Prognos legte im April 2010 den ersten Entwurf des Endberichtes „Fortschreibung des Leitbildes der Universitäts- und Hansestadt Greifswald“ vor. Sowohl die Stadtmarketing-Arbeitskreise als auch die zuständigen Ämter hatten Gelegenheit, dazu Stellung zu nehmen.

Die Arbeiten am Entwurf des Endberichts wurden Ende Mai 2010 abgeschlossen und die zuständigen Prognos-Mitarbeiter stellten den Endbericht  dem Haupausschuss in seiner Junisitzung 2010 vor.

Den Mitgliedern der Bürgerschaft wurde der Endbericht einschließlich des Leitbildentwurfes unmittelbar nach der Sitzung des Hauptausschusses zur Kenntnis gegeben. Die Fraktionen hatten die Möglichkeit, bis Anfang September grundsätzliche Korrekturen und Änderungen am Leitbild vorzunehmen. Die Stellungnahme der CDU-Fraktion zur Darstellung der Bevölkerungsentwicklung wurde eingearbeitet.

 

Der Endbericht und der Entwurf des fortgeschriebenen Leitbildes wurde im Rahmen einer Abschlussveranstaltung in der Aula der Ernst-Moritz-Arndt- Universität am 19.10.2010 präsentiert. An dieser Veranstaltung nahmen mehr als 120 Interessierte teil, unter ihnen viele, die auch am inhaltlichen Zustandekommen des Ergebnisses ihren Anteil hatten.

 

3. Ergebnisse und weiteres Verfahren

 

Im Prozess der Fortschreibung des Leitbildes für Greifswald wurden von Prognos acht Strategiebereiche herausgearbeitet, wobei dem Strategiebereich Universität eine übergreifende Rolle zukommt. Diese Strategiebereiche werden die Schwerpunkte für die künftige Entwicklung der Universitäts- und Hansestadt bilden.

Hierzu gehören neben der Universität

  • Wissenschaft und Wirtschaft,
  • Bildung und Fachkräfte,
  • Gesundheit,
  • Kultur und historisches Erbe,
  • Lebensqualität,
  • Umwelt- und Klimaschutz sowie
  • Regionales Zentrum und Vernetzung

 

Die Universität hat den höchsten Stellenwert, gibt Impulse für die anderen Strategiebereiche und wird auch zukünftig die maßgebende Rolle in der Entwicklung der Stadt einnehmen. Stadt und Universität haben stets von einander profitiert. Universitäres Studium, Lehre und Forschung haben im großen Maße dazu beigetragen, Greifswald zum Zentrum im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns zu entwickeln.

 

Herausragende Branchenkompetenzen erkennt Prognos in der Gesundheitswirtschaft, der Energie, der Elektronik sowie in der maritimen Wirtschaft und im Tourismus. In der Spitzenforschung und Technologie werden gerade in den Bereichen Plasmatechnologie, Life-Science, Biotechnologie und Tiergesundheit besondere Stärken gesehen.

Mit dem in Greifswald geborenen Maler Caspar David Friedrich und seiner Rolle als einem der Begründer der Romantik in der Malerei verfügt die Universitäts- und Hansestadt Greifswald aus Sicht von Prognos über ein ganz besonderes Alleinstellungsmerkmal, das es noch viel stärker und auch zielgerichteter zu nutzen gilt.

Fragen des Klima- und Umweltschutzes müssen auch in Fortsetzung internationaler Aktivitäten Greifswalds weiter in den Mittelpunkt gesamtstädtischer Entwicklung gestellt werden.

Das Motto „Regional verankert- international vernetzt“ stellt ganz besonders die regionale Verantwortung der Stadt und die noch konsequentere Nutzung ihrer Verbindung mit internationalen Partnern heraus.

Und nicht zuletzt bietet das maritime Flair unserer Stadt aus Sicht von Prognos einen guten Rahmen für die hohe Lebensqualität.

Im Entwurf des fortgeschriebenen Leitbildes wird deutlich herausgestellt, dass eine nachhaltige und solide Finanzwirtschaft sowie die Bürgerbeteiligung Grundlagen zukünftiger Stadtentwicklung sind.

 

Nach der Beschlussfassung des fortgeschriebenen Leitbildes durch die Bürgerschaft soll das Leitbild in unterschiedlichster Form bekannt gemacht werden- sei es als Flyer, im Internet und in anderen Medien.

Es ist vorgesehen, den städtischen Internetauftritt im Jahr 2011 anzupassen und mit ersten Marketingaktionen in der Außenwerbung für unsere Stadt zu beginnen bzw. bereits laufende Aktionen, wie z.B. Messeauftritte, zu mit dem Leitbild zu verbinden.


Die Stadtmarketing-Arbeitskreise werden sich mit den Prognos-Empfehlungen zur weiteren Ausrichtung der Arbeitskreistätigkeit befassen und Entscheidungen zu Inhalten und Strukturen treffen.

Die Arbeitskreistätigkeit sollte neu gestaltet und modifizierte Strukturen erhalten. Thematische Veranstaltungen, Netzwerke lokaler und regionaler Akteure, aber auch ein Bürgerhaushalt, Ideenwettbewerbe oder ein Runder Tisch Kultur gehören zu den Vorschlägen aus dem Verfahren zur Fortschreibung des Leitbildes.

 

Auswirkungen der Landkreisneuordnung auf den Status der Universitäts- und Hansestadt, wie der Verlust der Kreisfreiheit, der Aufgabenentzug und die Kreissitzthematik, wurden bei der Erarbeitung der Leitbild-Fortschreibung im Rahmen von Expertengesprächen und Workshops diskutiert, aber wegen des noch offenen weiteren Verfahrens noch nicht weiter konkretisiert. Nach Auffassung der Prognos-Vertreter werden die Strategiebereiche und die Ziele des Leitbildes auch für eine mögliche große kreisangehörige Stadt Greifswald Bestand haben. Marketingaktivitäten werden im Falle einer Kreisangehörigkeit einen noch höheren Stellenwert einnehmen.

 

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Anlagen

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Beschlüsse

Erweitern

29.11.2010 - Hauptausschuss (HA)

Erweitern

13.12.2010 - Bürgerschaft (BS) - mehrheitlich