Beschlussvorlage der Verwaltung - 05/663

Der Oberbürgermeister der Universitäts- und Hansestadt Greifswald wird aufgefordert, gegenüber den städtischen Mitarbeitern, den Jagdpächtern und den Begehungsscheininhabern umgehend eine Empfehlung zur sofortigen, freiwilligen Umstellung auf bleifreie Munition auf städtischen Jagdflächen (Feld- und Waldjagden) auszusprechen.

Außerdem wird die verbindliche Umstellung auf bleifreie Munition für städtische Mitarbeiter und Begehungsscheininhaber zu Beginn des nächsten Jagdjahres (1.4.2012) festgesetzt.

Die verbindliche Einführung für alle Jagdreviere der Stadt wird zum nächstmöglichen Zeitpunkt (nach Auslaufen der derzeitigen Pachtverträge bzw. entsprechenden Änderungen zum kommenden Jagdjahr) festgelegt.

 

Die bündnisgrüne Bürgerschaftsfraktion hatte eine Kleine Anfrage zur Verwendung bleihaltiger Munition in den städtischen Forsten gestellt, die Herr Kremer dankenswerter Weise sehr ausführlich beantwortet hat. Die Antwort liegt dieser Beschlussvorlage bei.

Herr Kremer schreibt in seiner Antwort: „Auf den Jagdflächen des Stadtforstes wäre es möglich, nach einer kurzen Übergangsphase bleifreie Munition einzuführen und deren Einsatz verbindlich festzuschreiben.“ Wir möchten ihn durch diesen Beschluss darin unterstützen und die Übergangsphase verkürzen. Zudem möchten wir die Fläche auf sämtliche bejagte Gebiete im städtischen Besitz ausdehnen.

 

Herr Kremer schreibt weiter: „Da das Abprallverhalten von bleifreier Munition noch nicht sicher geklärt ist, rät der Stadtforst von einem verbindlichen Einsatz von bleifreier Munition im Stadtforst ab.“ Dies ist inzwischen nicht mehr letzter Stand der Erkenntnis; die entsprechenden Ergebnisse der DEVA-Studie können von den Mitgliedern der Bürgerschaft in der Kanzlei eingesehen werden.

Das Abprallverhalten ist sicher geklärt; bleihaltige und nicht-bleihaltige Munition unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht; nicht-bleihaltige Munition stellt in keiner Weise eine Gefährdung für Jagende, Gejagte oder Umwelt dar. Daher kann auf sofortige Untersagung der Verwendung bleihaltiger Munition (Kugel oder Schrot) gedrängt werden.

 

Wir unterstützen und begrüßen ausdrücklich die Mitteilung von Herrn Kremer: „Trotzdem hat der Stadtforst schon vor vielen Jahren auf das angesprochene Problem reagiert. Viele städtische Jäger haben schon freiwillig auf bleifreie Munition umgestellt“, und möchten ihn in diesen Bestrebungen unterstützen und fördern.

 

Begründung

 

Nachdem die Deutsche Versuchsanstalt für Jagd- und Sportwaffen (DEVA) ihre Untersuchungsergebnisse zum Abprallverhalten bleifreier Kugelmunition vorgelegt hat (beide zugehörige Gutachten sind als Datei in der Bürgerschaftskanzlei zu bekommen; ansonsten sind sie über den link am Ende des folgenden Artikels herunter zu laden: http://www.jaegermagazin.de/aktuelles/detail.php?objectID=4338&class=62 ), gibt es keinen Grund mehr, an der Verwendung von Bleimunition in den städtischen Forsten und auf sonstigen städtischen Jagdflächen festzuhalten: Bleifrei ist - wissenschaftlich festgestellt - in Bezug auf die menschliche Sicherheit nicht gefährlicher als bleihaltig.

Die letzten statistischen Lücken zur Tötungswirkung auf schweres Wild auf sehr weite Entfernungen dürfen wegen mangelnder praktischer Relevanz nicht als Grund für eine weitere Ablehnung benutzt werden, zumal aufgrund der Konstruktion der bleifreien Geschosse hier sogar eine eher bessere Wirkung zu erwarten ist. Die Ergebnisse dazu werden bis spätestens März 2012 erwartet. Allerdings sind sich die Verbände (NABU, ÖJV) und die Nationalparks sicher, dass diese  Ergebnisse keine Argumente gegen bleifreie Munition liefern werden.