Beschlussvorlage der Verwaltung - 05/875
Grunddaten
- Betreff:
-
Erhalt der Stadtansicht von Norden auf die Universitäts- und Hansestadt Greifswald
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage der Verwaltung
- Federführend:
- Import
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Zuständigkeit | NA |
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Gestoppt
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Bürgerschaft (BS)
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Beschlussfassung
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17.09.2012
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Sachdarstellung
Geplant ist der Ersatz der bestehenden 15 Windenergieanlagen (WEA) durch 9 leistungsstärkere und höhere Anlagen. Die bestehenden Anlagen haben eine Höhe von ca. 89 m, die neuen Anlagen sollen ca. 150 m hoch sein.
Die Greifswalder Stadtansicht von Norden ist in die Denkmalliste der Universitäts- und Hansestadt Greifswald eingetragen.
Darüber hinaus ist die Stadtsilhouette Greifswalds durch die Denkmalbereichsverordnung „Altstadt Greifswald“ geschützt. Daraus ergibt sich, dass das o.g. Vorhaben die Belange des Denkmalschutzes berührt und eine Betrachtung, flächig von West nach Ost erfolgen muss. Sie ist in ihrer Wirkung und im Wechselspiel mit dem Landschaftsumfeld von störenden Einbauten freizuhalten.
Die geplanten WEA erhöhen sich gegenüber den bestehenden Anlagen um 61 m. Darüber hinaus wird die Konstruktion aufgrund der statischen Erfordernisse massiver sein. Es erfolgt eine erhebliche Vergrößerung der einzelnen Anlage, wie aus der Animation des Gutachters ersichtlich wird (UVP-Vorprüfung/Antrag).
Nach derzeitigem Kenntnisstand ist davon auszugehen, dass mindestens 2-3 (eventuell auch weitere) der Anlagen aufgrund ihrer Größe in bzw. über der Silhouette zu sehen sein würden. Die Annahme stützt sich darauf, dass an einem Standort an der Stralsunder Landstraße (Bereich Haus Nr. 1) durch die von der Verwaltung angefertigten Fotos dokumentiert wurde, dass im derzeitigen Bestand ein Windrad an der Jacobikirche sichtbar ist. Es ist davon auszugehen, dass sich im Hintergrund (gegenwärtig aufgrund der niedrigeren Höhe nicht einsehbar) westlich weitere Anlagen im Randbereich der Silhouette befinden. Da drei der neuen Anlagen weiter östlich als der Bestand angeordnet werden sollen, würden diese weiter in die Stadtansicht hinein rücken und aufgrund der neuen Größe und Rotation mit hoher Wahrscheinlichkeit sichtbar werden.
Beim Standort - Stralsunder Landstraße/ Stadtraum um den Straßenabzweig nach Neuenkirchen - stellt sich die Sachlage problematisch dar. Hier geht die Stadt entgegen der Auffassung des Gutachters davon aus, dass bei Nichtvorhandensein von Bewuchs die neuen Windkraftanlagen so beeinträchtigend in Erscheinung treten, dass es zu einer nicht zu vertretenden Störung kommen würde. Wenn man sich etwas weiter in Richtung Stadt bewegt, würde sogar die Jacobikirche betroffen sein.
Der Gutachter argumentierte, dass der sichtbare Teil der WEA mit bloßem Auge kaum sichtbar sein würde, was schon beim Schornstein des Heizkraftwerkes (größere Ansichtsfläche) der Universität der Fall sei. Daran würde auch klares Wetter und die Wahrnehmbarkeit des menschlichen Auges nichts ändern.
Hier ist zu entgegnen, dass der Schornstein bei nahezu allen Sichtverhältnissen (außer starker Nebel oder Dunkelheit) sichtbar ist. Die WEA erreichen zwar nicht die Ansichtfläche des Schornsteins, sie werden aber durch die Höhe, Größe des Rotors (Durchmesser 112 m) und Rotation stark in Erscheinung treten. Bei klarem Wetter sind sowohl Schornstein als auch die WEA deutlich sichtbar.
Der in Rede stehende Teil der Stadtansicht gehört zur Gesamtsilhouette, in der jeder Standort von Bedeutung ist.
Die WEA rotieren und wären teilweise beleuchtet, was zu einer viel stärkeren Erscheinung führt. Die Gestaltung in einer hellen Farbe, möglicherweise weiß rot- weiße Kennzeichnung der Flügel, und die Drehbewegung der Rotoren würden in dem bislang statischen Bild, das von der Altstadtbebauung, den dominierenden Kirchen und dem Rathaus geprägt wird, optische Unruhe erzeugen. Das führt dazu, dass die WEA in unverhältnismäßiger Weise in den Blickfang geraten.
Dieser Bereich der Silhouette würde durch die völlig anders gearteten, ausschließlich technisch konzipierten Windkraftanlagen erheblich geschmälert. Die Stadtansicht zeichnet sich dadurch aus, dass sie seit Jahrhunderten ihr Bild in unverwechselbarer Weise erhalten hat und keine auffälligen Bauwerke verträgt, die dieses Bild beeinträchtigen.
