Beschlussvorlage der Verwaltung - 04/955
Grunddaten
- Betreff:
-
Beauftragung der Verwaltung zur Suche eines adäquaten Unternehmens für die Durchführung einer Machbarkeitsstudie zu alternativen Nutzungsmöglichkeiten des bisherigen Industriehafen-Areals Ladebow
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage der Verwaltung
- Federführend:
- Import
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Gestoppt
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x(bis 2009-07-13) Ausschuss für Wirtschaft und Kultur
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Beratung
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02.09.2008
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Geplant
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Hauptausschuss (HA)
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Beratung
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Erledigt
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Bürgerschaft (BS)
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Beratung
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29.09.2008
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Geplant
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Bürgerschaft (BS)
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Beschlussfassung
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Beschlussvorschlag
Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald beschließt:
Die Verwaltung sucht und evaluiert (auf der Basis eines Angebotsvergleichs der potentiellen Auftragnehmer unter Berücksichtigung von Kosten, Qualität und Erfahrung) bis zum 31.11.2008 ein adäquates Institut, Unternehmen bzw. Organisation mit der Zielsetzung der Erstellung einer Machbarkeitsstudie für eine mögliche Umnutzung des bisherigen Industriehafens Greifswald-Ladebow und weiterer relevanter Teilbereiche des Areals in einen multifunktionalen Stadtbereich mit Wohnmöglichkeiten in Hafennähe sowie in einen Seglerhafen mit Kleingewerbepark mit touristisch-wellness-maritim ausgerichteten Schwerpunkten. Die Angebote werden sodann den bürgerschaftlichen Gremien zeitnah zur Prüfung und Entscheidung vorgelegt.
Sachdarstellung
Der Stadthafen Greifswald-Ladebow und dort angrenzende derzeit gewerblich genutzte Areale zeigten in den letzten Jahren keinerlei positive wirtschaftliche Entwicklung bzw. in die Zukunft weisende Entwicklungsmöglichkeiten, die dem Greifswalder Haushalt zu Gute kommen.
Die Drucksache 5/902 und Änderung 5/938 (Bericht über die Entwicklung der Ostseehäfen in MV) beinhaltete diesbezüglich nachfolgende Aussagen: positiv wird festgehalten, dass sich einige Häfen hervorragend in den Umschlagzahlen entwickelt haben und dass bis 2025 eine Umschlagsverdoppelung prognostiziert wird, jedoch sind damit die Häfen der südwestlichen Bereiche der Ostsee gemeint, also Wismar, Rostock, Sassnitz und noch bedingt Stralsund.
Drei dieser vier Häfen sind mit einer Wassertiefe von 9,60 m Seehäfen. Für diese genannten Häfen sollen auch für die Zukunft Industrieflächen schnell verfügbar sein. Alle anderen Häfen – im besonderen Greifswald-Ladebow - werden in diesem Zusammenhang kaum erwähnt. Dreizehn Standorte wurden als Vorranggebiete für Gewerbe und Industrie in das Landesentwicklungsprogramm nach Kabinettsbeschluss aufgenommen, Greifswald steht nicht auf der Liste!
Dazu einige Zahlen zur Umschlagsentwicklung von 2000 bis 2006:
Hafen Ladebow / Umsatzentwicklung im Hafen zwischen den Jahren 2000 – 2006: Ein Rückgang von 842 000 t auf 258 000 t, also ein Umschlagsrückgang von ca. 70%.
Der Hafen Ladebow im Vergleich mit anderen Seehäfen Vorpommerns, z.B. Sassnitz, Wolgast, Stralsund, Berndshof, Vierow und Stralsund
Umschlag im Jahr 2000 in t (Anteil in %)
1. Sassnitz 2.870.000 t 52 %
2. Greifswald 840.000 t 18 %
3. Wolgast 750.000 t 14 %
4. Stralsund 680.000 t 12 %
5. Berndshof 260.000 t 5 %
6. Vierow 110.000 t 4 %
Im Jahre 2006 Umschlag in t (Anteil in %)
1. Sassnitz 2.650.000 t 56 %
2. Stralsund 840.000 t 18 %
3. Vierow 750.000 t 9 %
4. Wolgast 680.000 t 8 %
5. Greifswald 260.000 t 5 %
6. Berndshof 110.000 t 4 %
Greifswald rutschte innerhalb von 6 Jahren von Platz 2 auf Platz 5 von sechs Häfen
In der Umschlagsentwicklung der Seehäfen im Vorpommern
Aussichten zur Verbesserung des Umschlags des Hafen Ladebow sind nicht absehbar.
Bei insgesamt rückläufigen Umschlagzahlen wird sich der Verdrängungswettbewerb verstärken.
Will der einzelne Hafen seine Umschlagszahlen halten, muss er die Umschlagsgebühren reduzieren oder andere Anreize bieten, was den Gewinn, wenn er überhaupt erwirtschaftet wird, noch weiter schrumpfen ließe.
Standortkriterien und Aussichten der Häfen Vorpommerns sowie Umschlagsentwicklung der Häfen in Mecklenburg-Vorpommern:
Der Hafenumschlag aller Seehäfen MVs stieg von 1992 auf 2006 mit 27.667.000 t um 57 %.
Die mecklenburgischen Seehäfen verzeichneten eine Umschlagssteigerung um 91 %.
Die vorpommerschen Häfen verzeichneten einen Umschlagsrückgang von 15 %.
Die drei großen Häfen Rostock, Wismar und Sassnitz haben zusammen ein Umschlagsvolumen im Jahr 2006 von 25.569.397 t. Die sechs Seehäfen Vorpommerns, Stralsund, Greifswald, Berndshof, Vierow, Lubmin und Wolgast haben 2006 zusammen ein Umschlagsvolumen von 2.087.602 t.
Von dem Gesamtumschlagvolumen aller Häfen in Mecklenburg- Vorpommern haben im Jahre 2006 die fünf vorpommerschen Seehäfen 7,5 % Umschlagsvolumen erreicht.
Der Hafen Ladebow hat im Vergleich aller Seehäfen einen Umschlagsvolumenanteil von 0,94 % innerhalb von Mecklenburg – Vorpommern.
Neben der negativen wirtschaftlichen Entwicklung musste und muss die UHGW erhebliche Haushaltsmittel für die Infrastruktur bereitstellen. Z.B. Mittel für Bau-/Erhalt der Gleistrasse, die Instandsetzung der Steinbecker Brücke, einen eventuellen Weichenanschluss, laufende Kosten zur Prüfung des Gleiskörpers etc.
Der Verlauf der Gleistrasse durch die Salinenstraße verhindert ferner eine städtebauliche Gesamtplanung rund um das Museumshafenareal, welches sich derzeit touristisch gut entwickelt. Diese Entwicklung wird durch einen Zugverkehr dauerhaft beeinträchtigt.
Im Gegensatz zum rückläufigen Hafenergebnis zeigt sich sowohl bundesweit als auch auch regional eine starke Tendenz im wirtschaftstouristischen Potential, das als dauerhafter Trend gesehen wird. Diese Chance kann durch die UHGW ebenfalls genutzt werden, indem ein prädestiniertes, seeseitig exponiertes und in hervorragender maritimer Lage gelegenes Areal in touristische Richtung umgewidmet wird. Mit Bezug auf die Rückforderung von in den Industriehafen geflossenen Fördermitteln wurde in der Veranstaltung zum Thema am 7.7.2008 von den zwei anwesenden Abteilungsleitern des Wirtschaftsministeriums signalisiert, dass die mögliche Rückforderung keinen Automatismus beinhaltet, sondern in Abhängigkeit von eingereichten Alternativen zu sehen ist und einer Einzelfallprüfung unterliegt.
Bei einer erfolgreichen Umwidmung sind folgende direkte Vorteile für die UHGW zu erwarten:
Auftragsvergaben an regionale Unternehmen im Bau- und Dienstleistungsbereich, ggf. Erlöse für die Stadt aus Grundstücksverkäufen, erhöhte Gewerbesteuereinnahmen, zahlreiche neue Arbeitsplätze, verstärkte Touristenströme, die den gastronomischen und Einzelhandelsumsatz stärken und indirekt: erheblicher Imagegewinn für die Stadt sowie Steigerung der Gesamtattraktivität, auch in Hinsicht auf ein touristisches Gesamtkonzept, dass den Museumshafenbereich einschließt..