Beschlussvorlage der Verwaltung - 04/910
Grunddaten
- Betreff:
-
Verfahrensweise StralsunderStraße 10/11
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage der Verwaltung
- Federführend:
- Import
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Erledigt
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Hauptausschuss (HA)
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Beratung
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Geplant
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x(bis 2009-07-13) Ausschuss für Wirtschaft und Kultur
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Beratung
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03.06.2008
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Erledigt
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Bürgerschaft (BS)
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Beratung
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30.06.2008
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Geplant
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x(bis 2009-07-13) Ausschuss für Wirtschaft und Kultur
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Beschlussfassung
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11.11.2008
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Sachdarstellung
Zur bau- und kulturgeschichtlichen Bedeutung des Hauses Stralsunder Straße 10/11
Das große Haus Stralsunder Straße 10/11 steht mit seiner breit gelagerten Fassade an städtebaulich exponierter Position. Wie kaum ein anderes Gebäude prägt es das Bild der Stralsunder Vorstadt beziehungsweise der Stralsunder Straße. Darüber hinaus ist es als Blickfang auch für den Straßenraum der Steinbeckerstraße von Bedeutung.
Das heutige Gebäude Stralsunder Straße 10/11 ließ in den Jahren 1846 und 1847 der Gastwirt Buckow errichten. In seiner Struktur entsprach der Neubau den Gesellschafts- und Konzerthäusern, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in mehreren nordostdeutschen Städten entstanden. Ein solcher Komplex umfasste neben den Räumen für den Gasthaus- und Hotelbetrieb auch einen geräumigen Saal, der den Raumbedarf für größere Veranstaltungen in der jeweiligen Stadt abdecken sollte und somit halböffentlichen Charakter hatte. Vor allem wegen ihrer räumlichen Möglichkeiten wurden derartige Häuser im 19. Jahrhundert zu Zentren des kulturellen Lebens des städtischen Bürgertums. Nach 1900/1910 büßten sie diese Funktion jedoch immer mehr ein – nicht zuletzt, weil zu dieser Zeit zumindest in den größeren Städten Theater- und Stadthallenneubauten entstanden. Die alten Gesellschafts- und Konzerthäuser wurden in der Folge vielfach baulich völlig verändert oder gänzlich abgebrochen. Dagegen blieb in der Stralsunder Straße 10/11 nicht nur die Kubatur des Hauses erkennbar, sondern auch die aus dem 19. Jahrhundert stammende Struktur und Ausstattung des Hausinneren sowie der eindrucksvolle Emporensaal sind zum größten Teil noch erhalten. Als das in dieser Dimension wohl letzte Beispiel für die Gesellschafts- und Konzerthäuser des 19. Jahrhunderts in Vorpommern besitzt dieses Baudenkmal nicht nur für die Stadt sondern auch für die Region einen großen kulturgeschichtlichen Wert.
Der in der Stralsunder Straße 10/11 zum großen Teil noch unverbaut erhaltene Emporensaal ist der letzte große Saalraum aus der Zeit des Spätklassizismus, der in Greifswald erhalten ist. Ein Blick auf die hier abgehaltenen Veranstaltungen zeigt, in welchem Ausmaß Haus und Saal Zentren des bürgerlichen kulturellen Lebens des 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts waren. Im folgenden eine Auswahl wichtiger Ereignisse:
Die Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte gehörte im 19. Jahrhundert zu den wichtigsten überregionalen Institutionen der Naturwissenschaften und der Medizin in Deutschland. Im September 1850 fand ihre 27. Jahresversammlung im Saal des Hauses Stralsunder Straße 10/11 statt.
Unter der Leitung des Kameralisten Eduard Baumstark fanden hier unter anderem im Oktober 1856 und im Februar 1859 Händel-Aufführungen vor bis zu 1000 Zuhörern statt, die auch außerhalb der Grenzen Greifswalds und Pommerns beachtet wurden. Die Einnahmen des Konzertes im Februar 1859 wurden für das in Halle geplante Händel-Denkmal verwendet.
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts fanden in der Stralsunder Straße 10/11 beziehungsweise im Saal dieses Hauses größere Bälle, Konzerte und Vorträge statt. Seit Ende der 1880er Jahre wurde der Saal auch verstärkt für Theateraufführungen genutzt.