Beschlussvorlage der Verwaltung - 04/1047
Grunddaten
- Betreff:
-
Region gentechnikfreier Landwirtschaft Greifswald
- Status:
- öffentlich (Vorlage abgeschlossen)
- Vorlageart:
- Beschlussvorlage der Verwaltung
- Federführend:
- Import
Beratungsfolge
Status | Datum | Gremium | Beschluss | NA |
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Geplant
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Senat (S)
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Beratung im Senat
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Gestoppt
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x(bis 2009-07-13) Ausschuss für Wirtschaft und Kultur
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Beratung
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03.03.2009
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Geplant
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x(bis 2014-06-30) Ausschuss für Bauwesen und Umwelt
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Beratung
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03.03.2009
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Geplant
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Ausschuss für Schulen, Bildung, Universität, Wissenschaft und Sport
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Beratung
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04.03.2009
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Erledigt
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Hauptausschuss (HA)
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Beratung
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Erledigt
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Bürgerschaft (BS)
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Beschlussfassung
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30.03.2009
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Beschlussvorschlag
- Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald strebt an, mit allen landwirtschaftlichen Grundbesitzern und auf dem Gebiet der Stadt tätigen Landwirten den Verzicht auf Einsatz und Freisetzung gentechnisch veränderter Organismen (GVO) über das Instrument der freiwilligen Selbstverpflichtung ("Gentechnikfreie Region") zu vereinbaren.
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Bei Neuverpachtung von landwirtschaftlichen Flächen der Stadt vereinbart die Universitäts- und Hansestadt Greifswald mit den Pächtern einen Verzicht auf Einsatz und Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO). Bei bestehenden Pachtverträgen wird angestrebt, mit den Pächtern einen entsprechenden Verzicht zu vereinbaren.
Abstimmungsergebnis: bei 18 Ja-Stimmen, 10 Gegenstimmen und
2 Stimmenthaltungen beschlossen
- Die Universitäts- und Hansestadt Greifswald trägt in ihren eigenen Einrichtungen (Kindertagesstätten, Horte, Schulen, kommunale Unternehmen) dafür Sorge, dass nur gentechnikfreie Lebensmittel angeboten werden.
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Die Garantie von Gentechnikfreiheit wird in die Ausschreibungsbedingungen für die mögliche Vergabe der Kinder- und Schulverpflegung an Cateringunternehmen aufgenommen.
Abstimmungsergebnis: mehrheitlich bei 4 Stimmenthaltungen
beschlossen
Sachdarstellung
1) Was ist „grüne“ Gentechnik?
2) Ökologische Risiken der „grünen“ Gentechnik
3) Gesundheitliche Gefahren „grüner“ Gentechnik
4) „Grüne“ Gentechnik ist kein Jobmotor
5) Was die Bürger von „grüner“ Gentechnik halten
6) Was die Landwirte von „grüner“ Gentechnik halten
7) Gentechnikfreie Region
1) Was ist „grüne“ Gentechnik?
In den vergangenen 100 Jahren haben die Entdeckungen in der Biologie rasante Fortschritte
gemacht. Nachdem die DNA als Träger der Erbinformation entdeckt und das genetische Alphabet (genetischer Code) entschlüsselt worden war, wurden Anfang der siebziger Jahre die ersten gentechnischen Experimente durchgeführt. Da das Erbmaterial bei allen Lebewesen - ob Menschen, Tiere, Pflanzen oder Mikroorganismen - nach dem gleichen Muster (“Code") aufgebaut ist, lässt sich mit Hilfe der Gentechnik Erbmaterial beliebig über Artgrenzen hinweg neu kombinieren. So kann beispielsweise pflanzliche DNA in Tiere eingebaut werden und umgekehrt - was in der Natur und mit “klassischen” Züchtungsmethoden nicht möglich ist.
Aufgrund der Universalität des genetischen Codes hat die Gentechnik in fast alle biologischen und medizinischen Disziplinen Einzug gehalten, seit den 90er Jahren verstärkt auch in der Pflanzenforschung. Bei der so genannten “grünen Gentechnik” werden verschiedene Ziele verfolgt: Zum einen sollen die Pflanzen widerstandsfähig werden gegen Herbizide, Schadinsekten und Schadmikroorganismen (Krankheitserreger). Zum anderen wird gezielt die Zusammensetzung bestimmter Inhaltsstoffe verändert, beispielsweise die Fettsäuren beim Raps. Nicht zuletzt zielt die „grüne“ Gentechnik auch auf eine Leistungssteigerung bei Pflanzen.
2) Ökologische Risiken der „grünen“ Gentechnik
- Herbizidresistenz
Herbizidresistente Pflanzen machen mit über drei Vierteln den größten Teil der weltweit angebauten gentechnisch veränderten Pflanzen aus. Bei Raps ist dies die häufigste Eigenschaft, die durch Gentechnik in die Pflanze eingebracht wird. Wird der Acker mit dem Herbizid besprüht, überlebt allein der gentechnisch veränderte Raps.
Studien haben gezeigt, dass sich die Herbizidresistenz von Raps auf nahe verwandte Ackerkräuter auskreuzen kann.[1] Aus der Kreuzung entstehen „Superunkräuter“, die nur noch mit einer Mischung verschiedener Pflanzenschutzmittel bekämpft werden können. Hinzu kommt, dass Raps selber auf anderen Feldern als Unkraut auftritt. In Kanada, wo gentechnisch veränderter
Raps über 50 Prozent des Rapsanbaus ausmacht, treten Rapspflanzen als Unkräuter auf, die gleich gegen mehrere handelsübliche Pflanzenschutzmittel resistent sind. Durch Kreuzung haben sich in den Pflanzen Mehrfachresistenzen ausgebildet, d.h. die Herbizidresistenzen mehrerer gentechnisch veränderter Rapssorten, vereinen sich in einer Pflanze. Solche Rapspflanzen sind mit den entsprechenden Herbiziden nicht mehr zu bekämpfen.
- Insektenresistenz
Mit Hilfe der Gentechnik wurden zudem Pflanzen konstruiert, die giftige Substanzen produzieren können, die sie vor Schädlingen schützen sollen. Dazu werden sie mit dem Erbgut von Organismen ausgestattet, die natürlicherweise Gift gegen Insekten produzieren. Mit Hilfe eines Gens aus dem Bakterium Bacillus thuringiensis (Bt) wurden beispielsweise Maispflanzen gentechnisch verändert, um sie so vor den Maiszünsler - Raupen zu schützen. Es zeigt sich allerdings, dass das Insektengift nicht nur die Schädlinge tötet, die es töten soll, sondern auch andere Insekten, denn das Gift der gentechnisch veränderten Pflanze wird über die Nahrungskette weitergegeben. Das führt dazu, dass räuberische Insekten, die sich von Insekten ernähren, die von der gentechnisch veränderten Pflanze gefressen haben, ebenfalls sterben.[2]
Untersuchungen haben außerdem gezeigt, dass das Insektengift von den gentechnisch veränderten Pflanzen über die Wurzeln in den Boden abgegeben wird und dort offenbar sehr stabil ist.[3] Dies ist insofern brisant, als nur ein Bruchteil der im Boden lebenden Mikroorganismen bekannt ist und Erkenntnisse über Wechselwirkungen von dem von der gentechnisch veränderten Pflanze abgegebenen Gift und den Bodenmikroorganismen sowie am Boden lebenden Insekten nicht existieren.
Eine neue Spielart unerwarteter Nebenfolgen insektenresistenter gentechnisch veränderter Pflanzen förderte eine Studie zu Tage, für die Wissenschaftler Larven der Kohlmotte mit von gentechnisch veränderten Pflanzen hergestellten Proteinen fütterten. Statt toxische Wirkung zu entfalten und die Larven zu töten oder wenigstens zu schädigen, gediehen diese nach dem Proteinverzehr im Labor prächtig: Die Kohlmotten nutzten das Protein als Nahrungsergänzung und wiesen eine bis zu 56 Prozent höhere Wachstumsrate gegenüber mit konventionellen Pflanzen gefütterten Artgenossen auf.[4] Mögliche Folgen für die Landwirtschaft: Kohlmotten, die nicht allein eine Resistenz gegen diejenigen gentechnisch veränderten Pflanzen ausgebildet haben, deren Verzehr sie eigentlich töten sollte, sondern die gentechnisch veränderten Pflanzen quasi als Wachstumsförderer für sich nutzen, könnten sich durch den großflächigen Anbau insektenresistenter gentechnisch veränderten Pflanzen zu einer wahren Plage entwickeln.
- Krankheitsresistenzen
Ein weiteres Forschungsfeld der „grünen“ Gentechnik ist die Herstellung von Pflanzen, die gegen Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren resistent sind. So werden Zuckerrüben Resistenzgene gegen Rhizomania (Wurzelbärtigkeit) und Kartoffeln gegen Schadpilze und den Rollblattvirus oder Krankheiten wie Naßfäule und Schwarzbeinigkeit eingefügt. Die meisten dieser Krankheiten ließen sich jedoch durch standortgerechten und kleinflächigeren Anbau und vor allem durch die Einhaltung von Fruchtfolgen vermeiden.
- Neue Inhaltsstoffe
Ein stetig wachsender Anteil der Pflanzengentechnik befasst sich mit der Veränderung der Inhaltsstoffe von Pflanzen in derzeit zwei großen Anwendungsbereichen. Für unterschiedliche Zwecke sollen zum einen passende industrielle Rohstoffe, zum Beispiel für die Chemieindustrie hergestellt werden. Zum anderen sollen Lebensmittel mit Zusatzfunktionen, sog. “functional foods" und Lebensmittel mit pharmazeutischer Wirkung entwickelt werden ("nutraceuticals"). Diese gentechnischen Veränderungen können jedoch auch zu unerwarteten Veränderungen im Stoffwechsel der Pflanzen führen, die die Qualität der daraus hergestellten Lebensmittel beeinträchtigt.[5] D.h. dass durch die gentechnische Veränderung auch andere Eigenschaften ungewollt und unbemerkt verändert werden.
- Auskreuzung
Es besteht mittlerweile Einigkeit darüber, dass die Übertragung von Genen gentechnisch veränderter Pflanzen auf konventionelle Pflanzen nicht ausgeschlossen werden kann. Untersuchungen dänischer und französischer Wissenschaftler mit herbizidresistentem gentechnisch verändertem Raps zeigten beispielsweise, dass Fremdgene auf andere Pflanzen überspringen können und ihre neuen Eigenschaften auf verwandte Wildarten übertragen. In Europa besteht diese Gefahr besonders bei Raps und Zuckerrüben, da beide hier beheimatet sind und über entsprechend viele verwandte Arten verfügen. Beim großflächigen Anbau von genmanipulierten Pflanzen muss daher grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass transgener Pollen durch Wind oder von Insekten verbreitet und auf andere Sorten derselben Art sowie auf verwandte Arten übertragen wird. Solche eine Auskreuzung kann auch über größere Distanzen erfolgen, als bisher angenommen.[6]
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Honigbiene. Nahezu 80 Prozent der Wild- und Kulturpflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen. Der von den Bienen gesammelte Nektar, Honigtau und Blütenstaub (Pollen) wird auf einen Umkreis von etwa drei Kilometern auf andere Blüten verteilt. Derzeit gibt es etwa 700 000 deutsche Bienenvölker mit einem Jahresertrag von 20 000 Tonnen Honig. Doch die Bienen sind nicht nur eine der wichtigsten Ursachen für die Auskreuzung gentechnisch veränderter Pflanzen sondern mithin selbst von der „grünen“ Gentechnik betroffen. Das zeigt eine Studie der Universität Jena, bei der die untersuchten Bienenvölker zufällig mit Parasiten (Mikrosporidien) befallen waren. Sowohl bei den mit Pollen von gentechnisch veränderten Pflanzen gefütterten Völkern als auch bei denen, die Pollen konventioneller Pflanzen erhielten, nahm die Zahl der Bienen ab. In der Folge kam es zu einer verringerten Brutaufzucht. Jedoch war dieser Effekt bei den mit Pollen gentechnisch veränderten Pflanzen gefütterten Völkern signifikant stärker.[7]
3) Gesundheitliche Gefahren „grüner“ Gentechnik
Neben den ökologischen Risiken, die die Gentechnik mit sich bringt, stellt sie auch ein derzeit nicht abschätzbares Gefahrenpotential für die Verbraucherinnen und Verbraucher da. Im Zusammenhang mit gentechnisch veränderten Lebensmitteln werden in erster Linie zwei Gesundheitsrisiken diskutiert: das Entstehen von neuen Allergien und von weiteren Antibiotikaresistenzen.[8]
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Unfruchtbarkeit
Anfang November 2008 veröffentlichte das österreichische Gesundheitsministerium eine Studie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. Die Forscher mussten feststellen, dass Mäuse, die mit dem gentechnisch veränderten Mais NK603xMON810 des Herstellers Monsanto gefüttert wurden, signifikant weniger Junge bekamen als die Kontrollgruppe.[9]
- Allergien
Die bisher hauptsächlich in Mais-, Soja- und Rapspflanzen eingeschleuste Erbinformation produziert neuartige Proteine. Diese Proteine stehen unter dringendem Verdacht, Allergien auszulösen, da für unser Immunsystem deren Struktur unbekannt ist. Befürchtet werden unter anderem die Entwicklung neuer Allergien sowie ein erhöhtes Gefahrenpotential für bisherige Allergiker, da Allergene nun auch in Lebensmitteln auftauchen können, die sie bisher problemlos verzehren konnten. Das allergene Potential neuer Eiweiße ist in der Regel nicht vorhersagbar und auch mit Hilfe von Testreihen nicht zweifelsfrei festzustellen.
- Antibiotikaresistenz
Ein weiteres und unter Umständen lebensgefährliches Problem gentechnisch veränderter Lebensmittel sind die in eine Vielzahl von Pflanzen eingebauten Antibiotikaresistenzgene. Diese werden als so genannte Markergene benutzt, mit deren Hilfe festgestellt werden soll, ob die an der Pflanze vorgenommene Genmanipulation erfolgreich war. Wie in der Tierfütterung bereits bekannt, können sich die Antibiotikaresistenzgene auf Bakterien im menschlichen Darm übertragen. Dadurch besteht die Gefahr, dass immer mehr in der Humanmedizin genutzte Antibiotika unwirksam werden. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit, ehemals Robert-Koch-Institut, hat daher empfohlen, auf den Einsatz von Antibiotikaresistenzgenen in der Pflanzengentechnik zu verzichten. Auch das Europäische Parlament forderte in einem Änderungsantrag zur Europäischen Richtlinie über die Freisetzung von genetisch veränderten Organismen, die Freisetzung von gentechnisch veränderten Organismen mit Resistenzen gegen in der Medizin eingesetzte Antibiotika gänzlich zu verbieten.
4) „Grüne“ Gentechnik ist kein Jobmotor
Die „grüne“ Gentechnik bringt keine zusätzlichen Arbeitsplätze, sondern gefährdet sogar bestehende, da sie auf Rationalisierung in der Landwirtschaft abzielt. Die mit Abstand häufigste Zahl der bisher angebauten GVOs wurde so manipuliert, dass sie deutlich höher dosiertere Herbizidgaben toleriert, um mehrfaches Spritzen mit geringeren Dosen in einem Spritzgang zu zentrieren. Dadurch wird die Arbeitsplatzquote pro Ackerfläche noch weiter abgebaut.
Da für die gentechnische Züchtung Fachspezialisten und teure Laborausrüstung notwendig sind, können kleinere Saatzuchtfirmen im Wettbewerb mit Großkonzernen nicht mithalten.. So heißt es in der am 13.6.2006 vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) vorgestellten Analyse: "Grüne Gentechnik als Arbeitsplatzmotor? Genaueres Hinsehen lohnt sich".[10] Durchgeführt wurde diese Untersuchung vom Lehrstuhl für Unternehmensführung der Carl – von – Ossietzky - Universität Oldenburg. Thorsten Helmerichs, Autor der Analyse: "Es gibt keine Belege für die von Befürwortern der Gentechnik oft angeführten positiven Wirkungen der Agro - Gentechnik auf den Arbeitsmarkt. Zahlen von Zehntausenden von neuen Arbeitsplätzen, die beispielsweise von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie genannt wurden, entbehren jeder realistischen Grundlage." Auch bei verstärkter Anwendung der Gentechnik wird es mehr Beschäftigung in diesem Bereich nicht geben. Grund dafür sind u.a. die absehbaren Fusionen in der Agrarindustrie. Bedeutsame Potentiale für mehr Arbeit gibt es auch in der Saatgutentwicklung und -produktion nicht. Derzeit arbeiten weniger als 500 Beschäftigte in der privatwirtschaftlich finanzierten „grünen“ Gentechnik.
5) Was die Bürger von „grüner“ Gentechnik halten
- BMU Studie „Umweltbewusstsein und Umweltverhalten in Deutschland“
November 2006[11]
Die vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) in Auftrag gegebene Studie erhebt - im Abstand von jeweils zwei Jahren - Einstellungen der Bevölkerung zu umweltpolitischen Themen. Auch die „grüne“ Gentechnik stand im Fokus. So wurde unter anderem gefragt, ob der Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstelle. 38 Prozent hielten einen solchen Anbau für sehr gefährlich, weitere 41 Prozent für etwas gefährlich. Auf die Frage, ob der Staat im Bereich Agrogentechnik genug tut, um die Sicherheit und die Gesundheit der Bevölkerung zu gewährleisten, antworteten nur fünf Prozent der Befragten mit Ja.
- Eurobarometer “Europeans and Biotechnology in 2005. Patterns and Trends“ Mai 2006[12]
Dieser Bericht der Forschungsgruppe "Biowissenschaften in der Europäischen Gesellschaft" an die Generaldirektion Forschung der EU-Kommission beruht auf einer repräsentativen Umfrage von ca. 25.000 Europäern (ca. 1.000 Personen pro Mitgliedsstaat) zum Thema Biotechnologie. EU-weit lehnen 58 Prozent der BürgerInnen gentechnisch veränderte Pflanzen ab. Sie werden für unnütz und gefährlich gehalten. 27 Prozent würden gentechnisch veränderte Lebensmittel auf ihren Tellern akzeptieren. Nur in Spanien, Portugal, Irland, Italien, Malta, der Tschechischen Republik und Litauen gibt es Mehrheiten für gentechnisch veränderte Pflanzen in der Bevölkerung.
- forsa Verbraucher-Umfrage im Auftrag von slowfood Deutschland e.V.
Juli 2005[13]
Im Vorfeld der Bundestagswahl hat Slow Food Deutschland das forsa - Institut mit einer Meinungsumfrage zum Thema Genfood beauftragt. Forsa hat deshalb am 18. und 19. Juli 2005 1.001 Bürger befragt. Danach lehnen mehr als drei Viertel, nämlich 79 Prozent der Bundesbürger gentechnisch veränderte Bestandteile in der Nahrung ab. Nur 17 Prozent gaben an, dass ihnen diese Frage egal sei, wenn der Preis stimmt. Allerdings ist die Ablehnung von Genfood im Osten mit 70 Prozent nicht ganz so signifikant. Am höchsten ist die Ablehnungsquote bei den Altersgruppen zwischen 30 und 59 Jahren mit 83 Prozent. Die unter 30-jährigen sagen zu 71 Prozent "nein" und legen zu 27 Prozent mehr Wert auf einen günstigen Preis.
6) Was die Landwirte von „grüner“ Gentechnik halten
16.1. 2007 Gemeinsame Pressemitteilung von AbL, BUND & Bioland zur Grünen Woche[14] Annemarie Volling, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL): „Gentechnikfreie Landwirtschaft muss ohne Mehraufwand und Mehrkosten auch künftig möglich sein. Wir Bäuerinnen und Bauern warten nicht auf ein verwässertes Gentechnik-Gesetz, mit dessen Segen die Industrie unsere Ernten systematisch verunreinigen darf. Wir verteidigen unser Recht, auch in Zukunft gentechnikfrei wirtschaften zu können. Die Gründung gentechnikfreier Regionen ist unser Beitrag zur Sicherung der Wahlfreiheit der Verbraucher." Heike Moldenhauer, BUND: "Für 80 Prozent der Deutschen hat Gentechnik im Essen nichts zu suchen. Die Bundesregierung muss diese Interessen zuerst vertreten und nicht die jener Unternehmen, die Gentechnik gegen den Willen fast aller in den Lebensmittelmarkt drücken wollen. Genfood ist ein Angebot ohne Nachfrage, das muss auch die Industrie endlich zur Kenntnis nehmen." Thomas Dosch, Präsident von Bioland: "Wenn Gen-Mais auskreuzt, unterscheidet er nicht zwischen biologisch oder konventionell angebauten Pflanzen. Deshalb ist der Widerstand gegen die Agro - Gentechnik ein gemeinsames Anliegen von ökologischer und konventioneller Landwirtschaft. Hier haben alle Bauern gleiche Ziele. Wir brauchen ausreichende Abstände zu den Gentech - Feldern und weitere Auflagen für die gesamte Produktionskette, damit es zu keiner gentechnischen Verunreinigung kommt. Gentech - Flächen müssen flurstückgenau öffentlichgemacht werden, dazu ist ein transparentes Standortregister unbedingt erforderlich.“
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23. 1. 2007 Bauernzeitung[15] Gentechnik ist ein kontrovers diskutiertes Thema an der Grünen Woche in Berlin. Der Deutsche Bauernverband distanziert sich dabei deutlich von der Grünen Gentechnik. Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisierte dagegen die deutsche Haltung zur Gentechnik im Ackerbau: Deutschland habe schon oft gute Ideen gehabt und die Produkte anschließend woanders gekauft, antwortete die Bundeskanzlerin Gegnern der Grünen Gentechnik. Für den Präsidenten des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, wird derzeit über die Grüne Gentechnik eine "Phantomdiskussion" geführt: Die Konsumenten wollten keine gentechnisch veränderten Produkte und deshalb produzierten die deutschen Bauern sie auch nicht, versicherte Sonnleitner in Berlin. Deutsche Produzenten hätten vielmehr gute Chancen am Markt, weil sie auf Gentechnik verzichteten. |
7) Gentechnikfreie Regionen
Gentechnikfreie Regionen auf der Basis freiwilliger Selbstverpflichtungserklärungen sind
derzeit die einzige Möglichkeit für Landwirte und Verbraucher, sich mittelfristig für eine garantiert gentechnikfreie Landwirtschaft zu entscheiden. Inzwischen erklärten 28.865 Landwirte in 186 Regionen Deutschlands mit insgesamt 1.032.382 Hektar Fläche, dass sie garantiert gentechnikfrei wirtschaften (Stand: 29.09.08). Dabei handelt es sich um die größte landwirtschaftliche Bewegung der letzten Jahre. Viele Kommunen schlossen sich mittlerweile dieser Initiative an. So war München die erste Kommune Deutschlands, die sich zur gentechnikfreien Region erklärte. Die Stadtstaaten Bremen und Hamburg folgten. Ende
2004 wurde in die Pachtverträge der acht Berliner Stadtgüter (14.100 Hektar) eine Klausel
aufgenommen, die den Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen untersagt. 2006 beschloss
der Leipziger Stadtrat, die Verpachtung seiner landwirtschaftlichen Flächen von der Nichtverwendung von GVO abhängig zu machen.
[1] Chevré et al. (1999): Gene flow from oilseed rape to weeds, in: Lutman P. J. W.: Gene flow and Agriculture: Relevance of transgenic Crops. BCPC Symposium Proceedings 72. Ingram (2000): Report on the separation distances required to ensure cross-pollination in below specified limits in non-seeds crops of sugar beet, maize and oilseed rape. MAFF Report RG0123.
[2] Hilbeck et al. (1998): Effects of transgenic Bacillus thuringiensis-corn-fed prey on mortality and development time of immature Chrysoperia carnea (Neuroptera: Chrysopidae). Environmental Entomolgy 27, 480-487. Birch et al. (1997): Interactions between plant resistance genes, pest aphid populations and beneficial aphid predators. In: Annual Reports of the Crop Scottish Research Institute 1996/1997, 68-72.
[3] Saxena et al. (1999): Transgenic plants: Insecticidal toxin in root exudates from Bt corn. Nature 402, 480.
[4] „Insects thrive on GM ‚pest-killing‘ Crops“ in „The Independent“ vom 30. 3. 2003.
[5] Federal Environment Agency, Austria (2002): Toxicological and allergological safety evaluation of GMO.
[6] http://www.defra.gov.uk/news/latest/2003fseresults.htm
[7] Haefeker, Walter, Imkerei – ein vergessener Teil der Landwirtschaft? in: Der Kritische Agrarbericht 2005,
Rheda- Wiedenbrück/Hamm 2005, S. 160-164., S.163.
[8] Eckelkamp et al (1998): Antibiotikaresistenzgene in transgenen Pflanzen, insbesondere Ampicillin-Resistenz in
Bt-Mais. Öko-Institut, Freiburg. Franck-Oberaspach / Keller (1996): Produktionssicherheit von krankheits- und schädlingsresistenten Nutzpflanzen: Toxikologie, allergenes Potential, Sekundäreffekte und Markergene. In: Schulte / Käppli: Gentechnisch veränderte krankheits- und schädlingsresistente Nutzpflanzen. Eine Option für die Landwirtschaft? Band I, Publikation des Schwerpunktprogramms Biotechnologie des Schweizerischen Nationalfonds, Bern. WHO (2000): Safety aspects of genetically modified foods of plant origin; Report of a Joint FAO/WHO Expert Consultation on Foods Derived from Biotechnology.
[9] http://www.bmgfj.gv.at/cms/site/attachments/3/2/9/CH0810/CMS1226492832306/forschungsbericht_3-2008_letztfassung.pdf
[10] http://www.bund.net/lab/reddot2/pdf/arbeitsplatzstudie_gentechnik.pdf
[11] http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3113.pdf
[12] http://www.gentechnikfreie-regionen.de/fileadmin/content/studien/umfragen/060501_eurobaromenter.pdf
[13] http://www.gentechnikfreie-regionen.de/fileadmin/content/studien/umfragen/0507_forsa_genfood.pdf
[14] http://www.bioland.de/presse/pressemitteilung/article/66.html
[15] http://www.bauernzeitung.ch/?page_id=1&l=2&node=1&lvl=&navi_array=1&mod= news&news_id=1184