Beschlussvorlage der Politik (ö) - BV-P-ö/07/0148-0-01

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald (UHGW) beschließt aufgrund der aktuellen Notsituation:
 

(1)  Der Oberbürgermeister wird beauftragt, in Kooperation mit Greifswalder Fischern ein Konzept zur Wirtschaftsförderung für die Fischerei in Wieck vorzulegen. Das Konzept ist der Bürgerschaft zur Beschlussfassung vorzulegen. 

(2)  Die Bürgerschaft appelliert an die zukünftige Landesregierung, an die Abgeordneten des Landtages MV und an die hiesigen Wahlkreisabgeordneten des deutschen Bundestages, sich dafür einzusetzen, dass den Fischern alternative Möglichkeiten zur Fischerei, die Erweiterung und Erhalt des Portfolios an maritimen lokalen Produkten, gefördert werden. 

(3)  Als kurzfristige Erst-Unterstützung sollen ab 01.11.2021 die Liegeplatzgebühren für die Fischerboote der Wiecker Fischereigenossenschaft und ggfs. nicht in der Genossenschaft organisierten Fischern, bis zur Vorlage des Konzeptes durch die UHGW ausgesetzt werden, wenn dies rechtlich möglich ist. 
Die Fischereigenossenschaft soll außerdem durch kurzfristigen Fischbesatz im Ryck unterstützt werden.

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Sachdarstellung

Die lokale Fischerei ist ein wichtiger Traditionsfaktor für Greifswald und Wieck. Ohne die lokale Fischerei und lokale Lebensmittel aus dem Meer, würde Wieck seinen Charakter, die bunten Wimpel der Barken und traditionellen Fischereiboote und Anziehungskraft verlieren. Es wäre ein langfristiger Schaden, sowohl ökonomisch für den Tourismus, also auch ökologisch in Bezug auf lokale Lebensmittel, und ein Verlust an Tradition des Fischerdorfes, wenn nur noch Fisch verarbeitet würde, der von weither angeliefert wird.
 Obwohl die lokalen Akteure bereits durch Weiterverarbeitung und Verkauf breit aufgestellt sind, benötigen insbesondere die Fischer eine Diversifizierung, um langfristig lokale Meereslebensmittel zu erzeugen und breiter aufzustellen, da sowohl Dorsch als auch Hering als Haupteinnahmequellen für längere Zeit fast wegfallen und reduziert werden, auch wenn es Ausnahmen für Traditionsfischerei mit Booten unter 12m Länge geben wird. 

 

Es geht darum, kurzfristig schnell zu helfen, um die Entwicklung einer langfristigen Strategie der lokalen Fischer zu unterstützen. Hierbei soll ein möglichst breites Angebot geprüft werden, in enger Zusammenarbeit mit der Traditionsfischerei in Wieck, um durch schnelle Maßnahmen und langfristige Erweiterung des Portfolios an maritimen lokalen Produkten aus der Ostsee lokale Initiativen zu stärken. 

Hierfür gibt es ein mögliches Spektrum an Maßnahmen, wie (1) Aussetzen der Liegegebühren als schnelle Hilfsmaßnahme für den Notzeitraum, (2) finanzielle Hilfe für notwendige Umrüstungsmaßnahmen für Diversifizierung durch Umstieg auf andere Fische, (3) Fischbesatz durch Besatzfische im Ryck wie Aal, Zander, Schnäpel [1], (4) Etablieren von Aquakulturen in der Ostsee, zum Beispiel Netzhaltung von Forellen (Bsp. HRO [2]) oder Miesmuschelzucht (Bsp. Kieler Förde [3]) zur Diversifizierung, Direktvermarktung lokaler heimischer Produkte aus dem Meer, wenn dies auf Interesse stößt und (5) weitere Maßnahmen, die in enger Zusammenarbeit entwickelt werden sollen, wo dies unterstützend möglich ist. Auch die Ausweitung der Außengastronomie und Erneuerung der Steganlagen sind mögliche Maßnahmen.

 Der Fokus soll auf der traditionellen Fischerei liegen und eine weitere Diversifizierung und selbständige Weiterentwicklung der lokalen Fischerei unterstützen. 

 

Es gibt verschiedene Ansätze und Studien zur Aquakultur in der westlichen Ostsee, die ein Ansatzpunkt sein könnten. Dabei darf das empfindliche System des Boddens, das durch Nordstream 2 und weitere Kabelverlegungen bereits stark gestört ist, nicht weiter geschädigt werden. 

Zum Beispiel wäre es eine gute Ergänzung, Muschelzucht, die in den letzten Jahren in der Kieler Förde etabliert wurde, zu erzeugen. Die Muschelzucht in der Ostsee hat auch eine Tradition und kann zu einer neuen lokalen Quelle leckerer und gesunder Lebensmittel aus lokaler Produktion werden und gleichzeitig zur Verbesserung der Wasserqualität führen, was wiederum günstig wäre für die Laichablage der Heringe im Frühjahr. 

Das Potential ist derzeit Forschungsgegenstand. Vor Rostock wird im Moment mit wissenschaftlicher Begleitung die erste „Null-Emissions-Anlage“ (bzgl. Stickstoffeintrag) in der Ostsee aufgebaut. Forellen werden bislang z.B. in Schweden und Dänemark in Netzen gehalten. Dies hängt natürlich aber davon ab, ob dies umsetzbar ist, auch unter den Umständen der zur Verfügung stehenden Arbeitsleistung, und ob jemand überhaupt dazu bereit ist, dieses Risiko bei aller Förderung einzugehen, von der Arbeitskraft und zweitens der Emissionen her. 

Ein solches Projekt bedarf in der Anfangsphase einer Begleitung durch Personal, zusätzlich zu Investitionen. Der Umfang soll bei Interesse geprüft und bereitgestellt werden als Anschubfinanzierung im Zusammenspiel mit weiteren lokalen Akteuren (wie z.B. dem Projekt Plant3). 

 

Eine gute schnelle Lösung, die wesentlich einfacher umsetzbar ist und umgehend umgesetzt werden kann, ist der direkte Aussatz von Besatzfischen, wie dies anderorts üblich ist, und den wir daher als Sofortmaßnahme unter Punkt 3 vorschlagen. 

Ziel ist es, langfristig für die Fischerei am Standort Wieck neue Strategien zu entwickeln: Diversifizierung durch Umstieg auf andere Fische (z.B. Plattfischfang mit Beifangreduzierung) und notwendige Umrüstungsmaßnahmen, um die reglementierten Beifangmengen zu reduzieren, Muschelzucht und Aquakultur von Fischen in der Ostsee. 

Weitere Maßnahmen sind mit der Fischereigenossenschaft und den lokalen Fischern zu diskutieren und die Unterstützungsmaßnahme entsprechend anzupassen. 

 

Das kann auch nur ein Baustein sein, die Fischerei hier weiterzuentwickeln und wettbewerbsfähig im Land zu machen, damit die Tradition nicht ausstirbt und durch ein verbreitertes Portfolio am Laufen gehalten wird, plus Fischerei der nicht bedrohten Arten Zander, Barsch, Hecht, Flunder, etc. mit Hoffnung auf Stabilisierung des Herings und Dorschs in einem Jahrzehnt. 

Die Maßnahmen der UHGW sollen die des Landwirtschaftsministeriums vordenken, vorbereiten und ergänzen, sodass die lokalen Fischer am Standort Wieck in den Startlöchern stehen. 

Links: [1] Beispiel für Besatzfische und Bepreisung https://fischzucht-rameil.de/category/besatzfische [2] Saubere Fischzucht Ostsee Null Emission: https://www.lohro.de/saubere-fischzucht-in-der-ostsee/ [3] Ostseemuscheln Kieler Meeresfarm, Direktvermarktung: https://www.kieler-meeresfarm.de/ https://kaisergranat.com/kulinarisches/miesmuscheln-kieler-meeresfarm Übersicht: https://www.ble.de/SharedDocs/Downloads/DE/Projektfoerderung/Innovationen/Perspektivstud ieAquakultur-lang.pdf?__blob=publicationFile&v=4

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Finanz. Auswirkung

Haushalt

Haushaltsrechtliche Auswirkungen

(Ja oder Nein)?

HHJahr

Ergebnishaushalt

ja

 

Finanzhaushalt

ja

 

 

 

Teil-

haushalt

Produkt/Sachkonto/

Untersachkonto

Bezeichnung

Betrag in €

1

01

 

 

 

 

 

HHJahr

Planansatz

HHJahr in €

gebunden in €

Über-/ Unterdeckung

nach Finanzierung in €

1

 

 

 

 

 

 

HHJahr

Produkt/Sachkonto/

Untersachkonto Deckungsvorschlag

Deckungsmittel in €

1

 

 

 

 

Folgekosten (Ja oder Nein)?

 

 

 

HHJahr

Produkt/Sachkonto/ Untersachkonto

Planansatz

in €

Jährliche

Folgekosten für

Betrag in €

1

 

 

 

 

 

 

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Auswirkungen auf den Klimaschutz

Ja, positiv

Ja, negativ

Nein

x 

 

 

 

Begründung:

Sinkende Fischpopulation ist verbunden mit einer geringeren CO2-Bindung im Meer.

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Beschlüsse

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08.11.2021 - Bürgerschaft (BS) - ungeändert beschlossen