21.09.2021 - 10.1 Bericht vom DemokraTisch am 11.09.2021

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Wortprotokoll

Im Pfarrgarten der Wiecker Kirchengemeinde hat Jan Düsterhöft von der Initiative „Stadt, Land, Fluss“ über zwanzig Teilnehmende zu einem Gespräch über die Möglichkeiten eines klimagerechteren Lebens in Wieck und Ladebow empfangen. Begleitet durch Moderatorin Inga Lutosch konnten die Anwesenden in einen offenen Austausch treten und im ersten Teil der Veranstaltung zunächst die Frage klären, welche Ansatzpunkte es für mehr Klimaschutz in den Ortsteilen gäbe und welche Probleme sie gegenwärtig wahrnehmen. Interessant an dieser Stelle war, dass trotz der Vielfalt unter den Teilnehmenden, die Antworten innerhalb dieser ersten Bestandsaufnahme recht ähnlich waren. Egal ob junge Paare und Familien, Zugezogene oder Alteingesessene – alle nahmen die gleichen Kritikpunkte am Leben in Wieck und Ladebow wahr. So fehlt beispielsweise die Möglichkeit, biologisch und regional im Ort einzukaufen, dazu müsse immer in die nächstgrößere Stadt gefahren werden. Das ist wiederum, insbesondere für ältere Menschen oder Personen ohne PKW, ebenfalls nur schwer möglich, denn in Ladebow befindet sich bisher keine Bushaltestelle. Diese ist zwar bereits geplant, die tatsächliche Umsetzung findet aber erst in einigen Jahren statt. Beklagt wurden weiterhin fehlende Infrastruktur, Apotheken, Ärzte und Kinderbetreuung. So muss für fast alle Besorgungen das Auto genutzt oder eine lange Reise mit dem Bus angetreten werden. Besonders einig waren sich viele der Mitdiskutierenden bei einem Punkt: Zu viele und zu schnelle Autofahrer innerhalb des Orts. Trotz des Gebots des Schritttempos im ganzen Ort, fahren sowohl Touristen als auch Einheimische viel zu rasant in den Spielstraßen. „Es müssen sich mal alle zusammentun und eigene Schilder oder Bobbycars vor dem Haus aufstellen, alleine kämpft man gegen Windmühlen“ berichtete eine junge Mutter aus der Ortsteilvertretung. Weiterhin kommt einigen Einwohnerinnen bei der gewünschten Umstellung auf klimafreundlichere Energieversorgung, beispielsweise durch Solaranlagen, oftmals der Denkmalschutz in die Quere. Das Problem hierbei ist, so erzählte ein anwesender Ortsteilvertreter, dass alle baulichen Änderungen „in das Ortsbild passen müssen“ – daran würde aber bereits gearbeitet werden.

Im zweiten Teil der offenen Gesprächsrunde sollten nun ganz konkret Ideen und Wünsche für ein klimagerechteres und angenehmeres Leben in Wieck und Ladebow festgehalten werden. Pünktlich dazu kam auch Alexander Krüger, Vorsitzender der Greifswalder Bürgerschaftsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, in die Runde, um Tipps zur Umsetzung zu geben und die Themen der Einwohner*innen mit in seine Fraktion zu nehmen. Die einzelnen Vorschläge wurde auf einer großen Tafel festgehalten und konnten anschließend von den Teilnehmenden mit jeweils drei grünen (positiv) und drei roten (negativ) Klebepunkten bewertet und nach Zuspruch und Wichtigkeit sortiert werden. Zu den Highlights gehörten hierbei vor allem die Bereiche Verkehr und Mobilität. Durchweg positiv empfanden alle Anwesenden eine klarere Beschilderung in den Ortsteilen, die zur besseren Orientierung und mehr Rücksicht auf das festgelegte Tempo führen soll. Hinzu kommt die Idee eines komplett autofreien Wiecks – hier schieden sich jedoch die Geister. Mit der Einschränkung, dass Anlieger weiterhin ihr Auto benutzen dürfen, konnte dennoch Einigung gefunden werden. Auf dem großen Parkplatz wünschen sich viele einen „Mobility Hub“, der Car- und Lastenradsharing, E-Ladestationen und Leihräder vereinen soll. Ebenfalls viel besprochen wurde ein „Kleingarten-Lebensmittel-Flohmarkt“, auf dem beispielsweise selbstangebautes Obst und Gemüse, welches alleine nicht verzehrt werden kann, zum Tausch oder kostenlosen Vergabe angeboten werden soll. Weitere Ideen und Vorschläge waren: große Fahrrad- und Hängerunterstellmöglichkeiten, solidarische Landwirtschaft vor Ort, das zeitweilige Schließen der Brücke für Autos und ein 24-Stunden-Tante-Emma-Regionalmarkt. Die Teilnehmenden bekamen außerdem die Möglichkeit, sich direkt für Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen, zu vernetzen und sich der weiteren Planung zu verschreiben.