Beschlussvorlage der Verwaltung - 06/384

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Beratungsfolge

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Beschlussvorschlag

Die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald beschließt die Umbenennung des Platzes auf dem Geländekomplex des alten Klinikums Friedrich-Loeffler-Straße 23 in Ernst-Lohmeyer-Platz.

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Sachdarstellung

Am 10.12.2012 beschloss die Bürgerschaft der Universitäts- und Hansestadt Greifswald (B523-29/12), bei künftigen Benennungen von Straßen und Plätzen den Namen Ernst-Lohmeyer als Namensgeber zu berücksichtigen. Mit einem Rektoratsbeschluss vom Januar 2015 wurde universitätsintern der Vorschlag der Bürgerschaft sowie der Straßennamenkommission bestätigt, den neuen Campus in der Friedrich-Loeffler-Straße umzubenennen.

Mit Abschluss der Bauarbeiten auf dem Gelände des alten Klinikums und der Fertigstellung des neuen geisteswissenschaftlichen Universitätscampus‘ soll für diesen Geländekomplex (für den universitär genutzten Teil, ohne Anatomie und Pathologie) die Benennung von Friedrich-Loeffler-Straße 23 in Ernst-Lohmeyer-Platz mit den Hausnummern 1-6 (u. a. für die geplante Bibliothek, die geplante Mensa und den geplanten Hörsaal) erfolgen. Die Gebäude des medizinischen Campus sollen nach wie vor Friedrich-Loeffler-Straße heißen und eine entsprechende Anpassung der Haus-Nummern erhalten.

 

Straßennamen werden so vergeben, dass sie bestimmten Stadtteilen zuzuordnen sind, um eine möglichst schnelle Auffindung, insbesondere im Falle der Gefahrenabwehr, zu gewähr-leisten.

 

Mit der Errichtung des neuen geisteswissenschaftlichen Campus‘, welcher sich direkt an der nach dem bedeutenden Virologen Friedrich Loeffler benannten Straße und in unmittelbarer Nähe zum Hauptgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Universität befindet, soll der universitäre Campus nach einem weiteren wichtigen und wegbereitenden ehemaligen Greifswalder Wissenschaftler benannt werden. Aus diesem Grund wird im Gebiet der Innenstadt als weiterer Straßenname der des evangelischen Theologen Ernst Lohmeyer vorgeschlagen.

 

Entscheidend für diesen Namensvorschlag ist, dass Ernst Lohmeyer, einer der profiliertesten Neutestamentler, der sich als Rektor der Universität Breslau 1932 für jüdische Kollegen eingesetzt hatte, 1935 von den Nationalsozialisten nach Greifswald strafversetzt wurde und hier Arbeiten wie „Galiläa und Jerusalem“ (1936), den bedeutenden Kommentar zum Markusevangelium im KEK (1937), „Kultus und Evangelium“ (1942), „Gottesknecht und Davidsohn“ (1945) oder „Das Vaterunser“ (1946) verfasste.

Eigenwillig in Sprache und Denken entzog er sich den vielfältigen Schulbildungen und -streitigkeiten seiner Zeit. Dass er sich dem zunehmenden Antisemitismus in der Auslegung der biblischen Schriften verweigerte, macht ihn in der Wissenschaftslandschaft der 30er und 40er Jahre zu einer Ausnahmeerscheinung. Nach dem Vortrag seines Greifswalder Vor-Vorgängers Gerhard Kittel über „Die Judenfrage“ von 1933 etwa wandte er sich mit einem Brief entschuldigend und klärend an Martin Buber. Nach 1945 wurde Lohmeyer dank seiner integren Persönlichkeit zum ersten Rektor der neu zu organisierenden Greifswalder Universität gewählt. Dem kommunistischen System stand er jedoch ebenso kritisch gegenüber. In der Nacht vor der feierlichen Wiedereröffnung der Universität am 15. Februar 1946 wurde Ernst Lohmeyer vom sowjetischen NKWD verhaftet. Die Gründe – eine bis heute nicht völlig aufgeklärte politisch motivierte Denunziation – blieben ebenso wie sein Verbleib im Dunkeln. Vom Tod Lohmeyers erfuhren die Familie und die Greifswalder Öffentlichkeit erst 1958. Bereits am 19. September 1946 war er in Greifswald erschossen worden. 1996 fand ein Rehabilitationsverfahren statt.

 

Zusätzliche städtische Aufwendungen generiert dieser Beschluss nicht, da es sich bei dem zukünftigen Ernst-Lohmeyer-Platz um einen Privatplatz handeln wird (wohl tatsächlich öffentlich, aber im Eigentum und in der Baulast des Landes/ der Uni und nicht öffentlich-rechtlich gewidmete Gemeindestraße) und damit der Eigentümer gemäß § 2 Absatz 3 Satz 2 der Satzung über das Anbringen von Straßennamen- und Hausnummernschildern in der Universitäts- und Hansestadt Greifswald das Anbringen und das Unterhalten auf eigene Kosten vorzunehmen hat.


Folgekosten

 

Ja                  Nein:

 

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Anlagen

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Beschlüsse

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02.09.2015 - Ortsteilvertretung Innenstadt (OTV In)

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07.09.2015 - Ausschuss für Finanzen, Liegenschaften und Beteiligungen

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08.09.2015 - Ausschuss für Bauwesen, Umwelt, Infrastruktur und öffentliche Ordnung

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08.09.2015 - Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Kultur

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09.09.2015 - Ausschuss für Bildung, Universität und Wissenschaft

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14.09.2015 - Hauptausschuss (HA) - auf TO der BS gesetzt

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28.09.2015 - Bürgerschaft (BS) - mehrheitlich

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